HSV nimmt Auszeit auf dem Weg ins Mittelfeld
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV wird zum Remis-Meister. Das 1:1 gegen den FC Augsburg war das sechste in acht Spielen unter dem neuen Trainer Thorsten Fink. Ist das für den einstigen Tabellenletzten nun gut oder schlecht?
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV wird zum Remis-Meister. Das 1:1 gegen den FC Augsburg war das sechste in acht Spielen unter dem neuen Trainer Thorsten Fink. Ist das für den einstigen Tabellenletzten nun gut oder schlecht?
Der HSV verliert einfach nicht mehr, aber so richtig gewonnen hat er auch nichts. Viele der gut 48 000 Zuschauer in der Hamburger Arena hielten sich nach dem enttäuschenden Remis gegen den Aufsteiger nicht lange mit dem Rätsel auf, ob das Glas mit der Raute nach der Hinrunde denn nun halbvoll oder halbleer ist. Sie pfiffen einfach.
Der Meinung konnte sich Trainer Thorsten Fink nicht anschließen. „Die Mannschaft hat nicht viel falsch gemacht, es gibt nicht viel zu meckern“, meinte der 44-Jährige. Das Pech von Stürmer Marcus Berg jedoch, der sich das Schlüsselbein brach und noch am Samstagabend operiert werden musste, sorgte für Bestürzung. „Eine Katastrophe“, stöhnte Fink.
Die überlegenen Hamburger hätten gegen die Augsburger eigentlich sechs Tore schießen müssen. So viele Chancen in einem Erstligaspiel hatten sie wohl selten. Die verlorenen Punkte schmerzten, schließlich hatte Sportchef Frank Arnesen „ein Schlüsselspiel“ im Aufstieg aus den niederen Regionen angekündigt. Vorsitzender Carl-Edgar Jarchow sah es drastischer. „Holen wir die drei Punkte, hätten wir noch eine einigermaßen vernünftige Hinrunde hinbekommen“, lautete sein Halbjahresfazit vor dem Spiel. Was das nach dem Remis heißen muss, ist nicht schwer zu erraten.
Obwohl der HSV unter Fink seit acht Bundesliga-Partien nicht verloren hat (zwei Siege, sechs Remis), kommt er in der Tabelle nicht so recht vom Fleck. „Die Mannschaft ist auf dem Weg ins Mittelfeld“, versicherte der Trainer jedoch. „Ich bin mit dem ganzen Verlauf, seit ich hier bin, sehr zufrieden.“ Als Fink seinen Dreijahresvertrag in Hamburg unterschrieb, war der HSV mit sieben Punkten Letzter und eine Trümmertruppe. Zwei Monate später stehen 19 Zähler, Platz 13 und wiederbelebtes Selbstbewusstsein zu Buche. Die Abstiegsangst wurde verjagt, doch der Aufwärtstrend hat sich eine Auszeit genommen.
Die Spieler ärgerte zwar der verpasste Sieg, sie gaben sich aber bescheiden. „Wir können mit der Bilanz zufrieden sein“, meinte Kapitän Heiko Westermann. Sein Trainer klärte auf, wohin die Reise in der Rückrunde gehen soll: „Wir wollen einen gesicherten Mittelfeldplatz und 40 Punkte.“ Verstärkungen in der Winterpause soll es nicht geben. Fink und Arnesen sind von dem, was sie haben, überzeugt. Nachgelegt werden soll erst im Sommer.
Zufriedenheit hatte auch die Augsburger erfasst. Das Remis an der Waterkant war gar nicht eingeplant. Mit dem Punkt jetzt und dem Sieg gegen die Himmelsstürmer aus Mönchengladbach eine Woche zuvor setzt sich bei den bayerischen Schwaben die Überzeugung durch: Der Klassenverbleib ist drin. „Wir wollen das Unmögliche schaffen“, erklärte Trainer Jos Luhukay feierlich.
Der Mann, dem der Niederländer zuerst auf die Schulter klopfte, war Mohamed Amsif. „Wir hatten einen fantastischen Torwart, der uns auf den Beinen gehalten hat“, schwärmte Luhukay. Da konnte sich selbst HSV-Stürmer Mladen Petric, der wie seine Nebenleute ein ums andere Mal an dem Marokkaner gescheitert war, nicht zurückhalten: „Er hat das Spiel seines Lebens gemacht“, befand der Kroate. „Ein schöner Tag“, meinte Amsif und strahlte. Petrics Lob gefiel ihm jedoch gar nicht: „Ich bin doch gerade 22. Ich hoffe, dass ich noch mehrere Spiele meines Lebens mache.“