HSV-Sportdirektor Kreuzer ohne Zukunft?
Hamburg (dpa) - Oliver Kreuzer hatte eigentlich keine Chance. Und genutzt hat er sie auch nicht. Als er im Sommer aus Karlsruhe zum Hamburger SV kam, wurde die Ablöse von 600 000 Euro für den damaligen Drittliga-Manager kritisiert.
Nach dem mit HSV-Geld nur so um sich werfenden Dänen Frank Arnesen sollte der ehemalige Bayern-Verteidiger mit preiswerten und jungen deutschen Fußballern den Erfolg zurückbringen. Geld war gar keines vorhanden. Stattdessen sollte Kreuzer den Kader verkleinern.
Slobodan Rajkovic, Robert Tesche, Gojko Kacar und Michael Mancienne sollten sofort weg. Als das nicht klappte, trainierten sie bei der U 23. Kreuzer konnte zunächst nur Pierre-Michel Lasogga von Hertha BSC ausleihen und den zuvor verliehenen Hakan Calhanoglu von seinem Ex-Verein KSC begrüßen. Beide sind die sportlichen Leuchttürme in einer total verkorksten Saison. Applaus hat Kreuzer nicht einheimsen können. Im Gegenteil: Die Winter-Verpflichtung der Holländer Ouasim Boy und Ola John werden ihm um die Ohren gehauen.
Und dann redete auch noch HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne ständig rein. Als Trainer Thorsten Fink, mit dem Kreuzer langfristig etwas aufbauen wollte, nicht mehr zu halten war, trat der Milliardär vehement für die Verpflichtung von Felix Magath als Alleinherrscher am Volkspark ein. Dazu demontierte Kühne Kreuzer und beleidigte ihn öffentlich als inkompetenten Drittliga-Manager.
Der so oft Angegriffene blieb fast immer höflich, nur manchmal platzte ihm der Kragen. Im Verein setzte er sich mit der Verpflichtung von Bert van Marwijk durch - sein schwerster Fehler. Nicht nur, dass der Holländer teuer war, er brachte den HSV auch keinen Schritt voran. Der ehemalige Bondscoach wohnte im Hotel, fuhr bei jeder Gelegenheit in seine Heimat und urlaubte trotz höchster Abstiegsgefahr über Weihnachten in New York. Kreuzer hätte früher einschreiten müssen, zumal er Fink schon nach einem unpassenden Heimaturlaub entließ.
Erst Mirko Slomka, der demonstrativ alles anders machte als sein Vorgänger, schuf eine bessere und intensivere Arbeitsatmosphäre am Volkspark. Kreuzer, der in dem harten Geschäft manches Mal zu ehrlich und wenig eloquent wirkt, hat sich in der chaotischen zehn Monaten in der Hansestadt aufgerieben und kann nun nur abwarten, was unabhängig vom Klassenverbleib die Mitgliederversammlung am 25. Mai entscheidet.
Er ist ein klarer Befürworter der Ausgliederung nach dem Modell HSVPlus. Ob er danach, falls die Erneuerer siegen sollten, noch im Verein bleiben darf, ist äußerst fraglich. Die Initiative um Ernst-Otto Rieckhoff will den ehemaligen Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer aus St. Petersburg als Präsidenten zurückholen.
Als Sportchef werden prominente Namen wie Jens Lehmann und der Hoffenheimer Nachwuchsdirektor Bernhard Peters gehandelt. Kreuzer soll bereit sein, sein Vorstandsmandat niederzulegen und trotzdem weiter für die sportlichen Belange zuständig zu sein. Offiziell äußern will sich der 48-Jährige nicht: „Für mich zählt nur die Relegation. Wir müssen dafür sorgen, dass der HSV die Klasse hält.“