Wolfgang Wolf neuer Sportlicher Leiter in Nürnberg
Nürnberg (dpa) - Als erste Konsequenz aus dem Bundesliga-Abstieg hat der 1. FC Nürnberg in seine sportliche Führung investiert.
Der einstige „Club“-Trainer Wolfgang Wolf soll den in die Kritik geratenen Sportvorstand Martin Bader beim unausweichlichen Neuaufbau in der Zweitklassigkeit unterstützen und beraten. Der 56-Jährige unterschrieb am Donnerstag einen Vertrag bis Mitte 2016 und fungiert künftig offiziell als „Leiter der Fußballabteilung“. Zusammen müssen Bader und Wolf jetzt die Suche nach einem neuen Trainer forcieren, der den angepeilten Wiederaufstieg möglich machen soll.
„Es ist schade, dass der Club den Gang in die 2. Liga antreten musste. Dies gilt es schnellstmöglich zu reparieren“, sagte Wolf, der die Franken von 2003 bis 2005 selbst schon gecoacht und mit ihnen im Sommer 2004 auch die Bundesliga-Rückkehr geschafft hatte. Mit der Einstellung von Wolf stellt Bader einerseits die Kritiker ruhig und rettet andererseits seinen Kopf: Zuletzt waren die Stimmen immer lauter geworden, dass der 46-Jährige für seine verfehlte Transferpolitik Verantwortung übernehmen und weichen müsse.
Jetzt übergibt Bader das sportliche Tagesgeschäft zwar an Wolf, sichert aber damit seinen Job und bekommt obendrein noch einen Zuarbeiter zur Seite gestellt. „Die Kaderzusammenstellung erfolgt Hand in Hand mit dem neuen Trainer. Ich sehe mich klar als Teamplayer“, kündigte Wolf an. Berichten muss er nach Angaben von Aufsichtsratschef Klaus Schramm direkt an Bader, der die letzte Entscheidungsgewalt behält und damit auch Wolfs Chef ist. „Wir haben uns gemeinsam mit dem Aufsichtsrat seit längerem Gedanken gemacht, uns im sportlichen Bereich breiter aufzustellen“, kommentierte Bader, „mit Wolfgang Wolf haben wir dafür den richtigen Mann gefunden.“
Das Pikante an der Sache: Wolf wurde im Herbst 2005 schon einmal von Bader in Nürnberg hinausgeworfen - obwohl er zuvor maßgeblich daran beteiligt gewesen war, Bader überhaupt von Berlin aus herzulotsen. „Ich habe viele Spieler zum 1. FCN geholt: Marek Mintal, Raphael Schäfer, Javier Pinola - auch Martin Bader. Mit dem Club habe ich den Aufstieg, aber auch die Entlassung erlebt“, kommentierte Wolf. Die Vergangenheit aber ist abgehakt, im Fokus steht die Zusammenstellung eines neuen Teams. „Wir wissen alle, was auf uns zukommt. Es wird eine schwierige Saison. Tradition gibt dir keine Zeit“, sagte Wolf.
Im Moment sprechen die Signale für einen Totalumbruch. Außer Top-Stürmer Josip Drmic, der sich bereits Bayer Leverkusen angeschlossen hat, gelten auch Spielmacher Hiroshi Kiyotake sowie Emanuel Pogatetz und Hanno Balitsch trotz teils laufender Verträge aus wirtschaftlichen Gründen als sichere Abgänge. Der zuletzt gar nicht mehr berücksichtigte Spanier José Campana dürfte ebenfalls gehen, Robert Mak und Tomas Pekhart haben ohnehin kaum eine Zukunft in Nürnberg. Mike Frantz, Timothy Chandler, Marvin Plattenhardt und Per Nilsson sind bei anderen Bundesligisten im Gespräch.
Der Wiederaufstieg werde zur Herkulesaufgabe, urteilte Wolf: „Zehn Mannschaften können in der nächsten Spielzeit um den Aufstieg spielen, dazu kommt RB Leipzig. Es kommt also einiges auf uns zu.“ Er selbst hatte zuletzt reichlich Zeit zum Fußballschauen. Seinen letzten Job war Wolf im September 2012 los - nach nur neun Monaten als Coach des Drittligisten Hansa Rostock. Zuvor hatte er mit wechselndem Erfolg unter anderem bei den Stuttgarter Kickers, dem VfL Wolfsburg, dem 1. FC Kaiserslautern und Kickers Offenbach gearbeitet.