HSV stellt Zinnbauer frei - Knäbel übernimmt
Hamburg (dpa) - Chefcoach Josef Zinnbauer muss gehen, HSV-Sportchef Peter Knäbel übernimmt: Der Bundesliga-Dino Hamburger SV hat in höchster Abstiegsnot wieder einmal die Notbremse gezogen.
Nach sechs sieglosen Spielen und dem erneuten Absturz auf den Relegationsplatz muss Zinnbauer nach nur gut sechs Monaten als Chefcoach seinen Platz räumen.
„Nach den jüngsten Ergebnissen und in Anbetracht der sportlichen Gesamtsituation sahen wir uns jetzt aber gezwungen eine Veränderung vorzunehmen“, erklärte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer nach einer mehrstündigen Krisensitzung. „Wir sind überzeugt, dass es in dieser Situation die beste Option für uns ist. Peter kennt die Mannschaft und die Umstände am besten und ist in der Lage, sofort zu handeln“, sagte Beiersdorfer.
Zinnbauer, dem die Entscheidung in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt wurde und der genau wie sein Assistent Patrick Rehmen freigestellt wurde, nahm es sportlich: „Ich wünsche der Mannschaft, Peter Knäbel und dem Verein alles Gute für den Saisonendspurt“, wurde der Ex-Bundesliga-Trainer auf der Internetseite des Vereins zitiert. Damit hat der HSV in den vergangenen 18 Jahren seit 1997 bereits den 18. Trainer verschlissen. Zinnbauer hatte erst am 16. September 2014 Mirko Slomka abgelöst, mit dem der Club im Vorjahr in der Relegation knapp den Klassenverbleib geschafft hatte.
Überraschend schnell wurde als Zinnbauer-Nachfolger Peter Knäbel inthronisiert. Der HSV-Sportdirektor besitzt die Fußballlehrer-Lizenz. Der ehemalige St. Pauli-Profi hatte schon nach der 0:1-Heimpleite am Freitagabend gegen den Mitkonkurrenten Hertha BSC ein klares Bekenntnis zum Coach vermissen lassen. „Wir werden in den nächsten Tagen alles analysieren und uns auf die acht Spiele ausrichten.“ Er fügte aber hinzu: „Es ist nicht so, dass wir jetzt nur über den Trainer richten. Wir werden mit ihm darüber sprechen, was zu tun ist“, betonte er.
Beiersdorfer stellte in der Club-Mitteilung fest: „Joe Zinnbauer hat sich seiner Arbeit vom ersten Tag an mit großer Leidenschaft und maximalem Engagement verschrieben. Er hat alles gegeben für den HSV. Dafür haben wir uns bei ihm bedankt.“
Denn eigentlich gefiel dem Vorstand die Vorstellung von Fußball, die Zinnbauer vertritt: Offensive Spielweise plus Einbindung eigener Talente. Im Abstiegskampf ist jedoch alles anders. Das Team ist verunsichert. Da reicht eine Standardsituation wie gegen Hertha, als Sebastian Langkamp (84. Minute) einköpfte und der HSV wieder mit leeren Händen dastand. „Ich glaube nicht, dass die Qualität fehlt“, sagte Zinnbauer, der sich vor die Mannschaft stellte. Ihm selbst geht es nur um den Nichtabstieg des Liga-Dinos geht: „Es geht nicht um mich, es geht um den HSV.“
Gegen den 44-Jährigen sprach neben der jüngsten Sieglos-Serie auch die Tatsache, dass keine sportliche Weiterentwicklung erkennbar ist. Zwar gelang es dem ehemaligen U23-Coach, abgesehen von der 0:8-Schlappe bei Bayern München, die Defensive zu stabilisieren. Dagegen ist die HSV-Offensive mit der katastrophalen Ausbeute von 16 Treffern und dem Vereins-Negativrekord von schon 15 Partien ohne eigenen Torerfolg das große Manko, wie selbst Ersatzkapitän Johan Djourou einräumt.
„Wir reden über den Trainer, aber wir Spieler müssen mehr machen“, sagte der Schweizer Nationalspieler. Und verdeutlichte, dass nicht der Coach, sondern die hoch bezahlten Profis das eigentliche Problem beim HSV darstellen. Auch Abwehrspieler Dennis Diekmeier beteuerte: „Jeder weiß, dass wir hinter Zinnbauer stehen. Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer und gibt immer Gas.“ Für die HSV-Oberen reichte dies aber nicht für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Nun sind wieder einmal die Profis am Zug.