HSV verkündet teuren Kreuzer-Wechsel
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV greift für die Verpflichtung von Sportdirektor Oliver Kreuzer nun doch tiefer in die Tasche. Der 47-Jährige wechselt nach zähen Verhandlungen für weit mehr als eine halbe Million Euro vom Zweitliga-Aufsteiger Karlsruher SC an die Elbe.
Wie der HSV-Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Ertel am Sonntag bei der Mitgliederversammlung verkündete, nahm der KSC das letzte Angebot des Fußball-Bundesligisten an. Der Ex-Profi soll am 11. Juni seine Arbeit in der Hansestadt als Nachfolger von Frank Arnesen aufnehmen. „Wir sind zu einem guten Ergebnis gekommen und davon überzeugt“, sagte Ertel. Mehr als 500 Mitglieder applaudierten zwar bei der Verkündung, begleiteten den Bericht über den zerstrittenen Aufsichtsrat aber mit gellenden Pfiffen.
Am Vortag waren die Verhandlungen der HSV-Oberen in Berlin mit den Karlsruher Verantwortlichen um einen Wechsel von Kreuzer noch ergebnislos abgebrochen worden. Der HSV wollte zunächst nicht viel mehr als 100 000 Euro bezahlen, der KSC forderte eine Million. Im Endeffekt soll der Betrag bei 650 000 Euro liegen, darin enthalten ist ein Freundschaftsspiel. Durch Prämien wie die Europacup-Teilnahme kann der KSC auf weitere Einnahmen von bis zu 300 000 Euro kommen. „Sie wollten Kreuzer für lau. Jetzt haben wir ein Paket, bei dem wir im optimalen Fall 950 000 Euro bekommen“, sagte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther der Nachrichtenagentur dpa.
Die Hamburger mussten bei der Mitgliederversammlung ein Ergebnis präsentieren, um weiteren Unmut der Anhänger zu vermeiden. Deshalb war der KSC in einer hervorragenden Verhandlungsposition. Zudem bekommt auch Arnesen noch eine Millionen-Abfindung. Um das befürchtete Millionen-Bilanzminus in Grenzen zu halten, einigte man sich auf eine vorzeitige Verlängerung des Vertrages mit Vermarkter Sportfive bis 2020. Dafür verzichtet Sportfive auf ein Darlehen von 12,4 Millionen Euro und die Einnahmen aus dem TV-Vertrag. „Wir erwarten ein Minus im einstelligen Millionenbereich“, sagte Präsident Carl-Edgar Jarchow. Für die nächste Saison kündigte er eine Kaderreduzierung auf 25 Bundesliga-Profis an.
Kreuzer soll so schnell wie möglich seine Kaderplanung in Hamburg in Angriff nehmen. In Thorsten Fink trifft er einen alten Bekannten. Der HSV-Coach hatte nach der Trennung von Arnesen gefordert, der Neue müsse „gut zu mir passen“ und sich aus dem Urlaub heraus für Kreuzers Verpflichtung ausgesprochen. Beide haben zwar nicht für einen Verein gespielt, wohl aber für ein und denselben Club gearbeitet: 2006/07 waren Kreuzer als Sportdirektor und Fink als Junioren- und später Co-Trainer für kurze Zeit gleichzeitig für Red Bull Salzburg tätig. Kreuzer wies als Manager nach, dass mit kleinem Geld auch größere Erfolge möglich sind. Und er verstand es, beim schwach in die Saison gestarteten KSC Ruhe zu bewahren, so dass der Club letztlich sogar noch als Meister den Sprung zurück in die 2. Liga schaffte.
Als wichtigste Personalie wird Kreuzer als Erstes die Verlängerung des 2014 auslaufenden Vertrages von Heung-Min Son in Angriff nehmen. Die Frage ist, ob das große Talent nach dem Vakuum der vergangenen Wochen auf der Position des sportlich Verantwortlichen noch zu einem Bleiben zu bewegen ist. Nach Dortmund und mehreren englischen Vereinen soll nun auch Wolfsburg bereit sein, eine zweistellige Millionen-Ablöse zu zahlen.