HSV weiter im Krisenmodus - Van der Vaart beschwichtigt
Hamburg (dpa) - In den Chaostagen des Hamburger SV bemühte sich Rafael van der Vaart um Ruhe in der Außendarstellung. Als der Kapitän vor die Mikrofone trat, hatte er trotz der jüngsten Turbulenzen etwas Positives zu verkünden.
„Letzte Saison hatten wir nach drei Spieltagen keinen Punkt, jetzt haben wir einen“, sagte der Niederländer. Das eine Pünktchen aus dem 3:3 gegen Schalke scheint die Gemüter rund um den norddeutschen Fußball-Bundesligisten allerdings nicht wirklich zu beruhigen.
Am Mittwoch wurden Dennis Aogo und Tomas Rincon endgültig aus dem Kader für das Spiel gegen Hertha BSC gestrichen. Sie waren nach der 1:5-Niederlage gegen Hoffenheim nach Mallorca geflogen. Eine äußerst unpassende Reaktion, wie viele Fans und auch Trainer Thorsten Fink empfanden. Er habe die trainingsfreien Tage zum Nachdenken und nicht für Abstecher auf die Ferieninsel verordnet, stellte er klar.
Die Demontage gegen die Kraichgauer wirkt in der Hansestadt noch nach, auch wenn van der Vaart zu beschwichtigen versuchte. „Das ist Schnee von gestern. Wir haben nicht zu viel geredet. Das bringt auch nichts“, erklärte er. „Wenn wir verlieren, kommen alle aus den Löchern und versuchen, uns etwas Schlechtes einzureden. Darüber mache ich mir keine Gedanken mehr“, betonte der 30-Jährige.
Die beiden freien Tage hätten geholfen, die bittere Pleite zu verarbeiten. „Es war gut, den Kopf freizubekommen“, sagte der Spielgestalter - und nahm auch die Mallorca-Flieger Aogo und Rincon in Schutz. „Ich nehme es locker. Was jemand privat macht, ist privat.“ Schlau seien die Ausflüge aber nicht gewesen.
Zeitweise gab es unterschiedliche Meldungen über die Konsequenzen für die beiden Profis. Laut Medienberichten hatte sich Fink doch noch nicht endgültig entschieden, Aogo aus dem Kader zu streichen, was aber seit Dienstag als sicher galt. Auch was mit Rincon passieren würde, war zunächst noch unklar. Schließlich erklärte der Club das Thema mit dem endgültigen Verzicht auf beide Spieler für beendet. Ruhe wollte dennoch nicht einkehren.
Zum Stand in der schier endlos erscheinenden Geschichte rund um Verteidiger Paul Scharner wollte sich der HSV zunächst nicht äußern. Nach Medienberichten soll er eine Abfindung abgelehnt haben. Im Gespräch waren bis zu 500 000 Euro, damit ihn der HSV von der Gehaltsliste nehmen kann. Aber: Demnach hätte der Österreicher die Summe zurückzahlen müssen, sollte er bis zum Ende der Transferzeit einen neuen Verein finden. Für Scharner wohl inakzeptabel.
In der aufgeregten Stimmung rund um den Club sorgt zusätzlich noch die Geschichte von einem Gerangel zwischen Aufsichtsratsmitglied Hans-Ulrich Klüver und einem Ordner am Stadion für Gesprächsstoff. Klüver konnte sich laut Medienberichten nicht als Aufsichtsrat ausweisen, es sei zu einem Handgemenge gekommen.
Die Spieler versuchten, sich auf die Partie gegen Überraschungs-Aufsteiger Hertha BSC zu konzentrieren. „Wir wollen drei Punkte holen und die letzten Spiele vergessen machen“, sagte Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier. Gut möglich, dass dabei auch Artjoms Rudnevs mithelfen kann. Fink ließ den Letten im Trainingsspiel statt Hakan Calhanoglu in der ersten Elf spielen - vielleicht ein Indiz, dass er erstmals in dieser Saison mit einem echten Stürmer auflaufen will. Jonathan Tah werden Chancen auf einen Startplatz in der Innenverteidigung eingeräumt.
Mit welcher Elf auch immer: Am Samstag soll die große Wiedergutmachung her, um auch die frustrierten Fans zu versöhnen. Van der Vaarts Devise: „Wir müssen unsere Ehre zurückholen.“