HSV will sich durchboxen: Gierig auf drei Punkte
Hamburg (dpa) - Mit ungewöhnlichen Spezialübungen hat Trainer Mirko Slomka seine Profis vom Hamburger SV auf Härte und Kampfgeist im Abstiegskampf eingeschworen.
Vor dem Kellerduell am Sonntag im heimischen Stadion gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten 1. FC Nürnberg stand für den Fußball-Bundesligisten Boxen auf dem Stundenplan. Selbst der wegen eines Handbruchs lädierte Mittelfeldspieler Milan Badelj mischte mit und schlug vehement auf den Sandsack ein - allerdings nur mit der gesunden rechten Hand. „Wenn wir gewinnen, fahren wir nächste Woche vielleicht wieder zum Boxen“, berichtete der Kroate begeistert.
Am Sonntagnachmittag sollen die Hamburger die gewonnenen Erkenntnisse umsetzen, in erster Linie natürlich per Fuß. „Es ist ein außerordentlich bedeutendes Spiel. Wir haben die Möglichkeit, Nürnberg in der Tabelle zu überholen“, sagte Slomka. Die Nürnberger sind das dritte Team aus dem unteren Tabellendrittel, das sich binnen 15 Tagen im Kampf um den Klassenverbleib mit den Hamburgern misst. Zuvor ging das Duell mit Werder Bremen mit 0:1 verloren, gegen Eintracht Frankfurt gab es ein 1:1. Tippelschritte nützen dem auf dem Relegationsplatz verharrenden HSV nicht mehr.
„Die nächsten drei Spiele sind sehr, sehr entscheidend“, verkündete Sportchef Oliver Kreuzer. Nach der Partie gegen Nürnberg geht es zum taumelnden Tabellennachbarn VfB Stuttgart, dann kommt der noch schlechter platzierte SC Freiburg. FCN-Trainer Gertjan Verbeek widersprach Kreuzer trotzdem: „In diesem Spiel fällt keine Entscheidung“, meinte der Niederländer über die Sonntags-Partie.
Die Hamburger stecken weiterhin in einem Dilemma. Gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Samstag fehlten zehn verletzte oder erkrankte Profis, derzeit sind es sieben. Bitter wiegt der erneute Ausfall von Torjäger Pierre-Michel Lasogga. Der mit elf Toren beste HSV-Schütze muss sich wegen seiner hartnäckigen Muskelverhärtung behandeln lassen und soll am nächsten Dienstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Vertreter Jacques Zoua - so sehr er sich in 20 Bundesliga-Einsätzen auch mühte - kann den Leihprofi von Hertha BSC nicht ersetzen. Wenigstens kehrt Rafael van der Vaart nach überstandener Grippe zurück. „Mit seiner besonderen Technik kann er den Unterschied vorm Tor ausmachen“, meinte Slomka.
Der Slomka-Optimismus hat die Hamburger Profis erfasst. „Ich habe das Vertrauen, dass wir die Klasse halten“, beteuerte Badelj. Die positive Stimmung wird gestärkt durch die Erinnerung an das Hinspiel in Nürnberg. Da hatten die Hamburger mit 5:0 ihren höchsten Saisonsieg eingefahren. Lasogga erzielte dabei einen Hattrick. Doch er muss diesmal vor dem Fernseher die Daumen drücken. Slomka warnte: „Nürnberg ist physisch eine sehr starke Mannschaft.“
Personalsorgen plagen auch die Nürnberger. Ihnen fehlen in Makoto Hasebe, Timo Gebhardt, Daniel Ginczek und Timothy Chandler ohnehin vier wichtige Stammkräfte, jetzt muss auch noch Per Nilsson passen. Der schwedische Innenverteidiger hat im Training einen Muskelfaserriss erlitten. Spielen kann dagegen Torhüter Raphael Schäfer, der eine Blessur am Hüftbeugemuskel überwunden hat. Zudem ist auch Markus Feulner nach seiner Gelb-Sperre wieder dabei.