FCB-Bayer kein Spitzenspiel - Sorgenkinder unter sich
Düsseldorf (dpa) - In der Tabelle liegen Bayern und Bayer nur zwei Plätze auseinander, doch bei den Punkten trennen sie Welten. Aus rein sportlicher Sicht hält sich der Reiz des vermeintlichen Bundesliga-Spitzenduells zwischen München (68 Zähler) und Leverkusen (44) in engen Grenzen.
Bei vier weiteren Siegen wäre die erfolgreiche Titelverteidigung des FC Bayern auf jeden Fall bereits am 28. Spieltag perfekt. Spannend wird am Samstag vor allem, wie der deutsche Fußball-Rekordmeister nach der Verurteilung und dem Rücktritt von Club-Patriarch Uli Hoeneß auftreten wird.
Angesichts der großen Kluft an der Spitze und der engen Abstände im unteren Drittel brachte Freiburgs Sportdirektor Jochen Saier die Lage in der Bundesliga vor dem Saison-Endspurt treffend auf den Punkt: „Der Abstiegskampf ist die neue Meisterschaft.“
Vor allem der Sonntag hat es in sich. In den Partien Hamburg (20) gegen Nürnberg (23) und Frankfurt (26) gegen Freiburg (19) bleiben vier Sorgenkinder unter sich. „Der Abstiegskampf mit dem Bundesliga-Dino HSV ist schon eine besondere Drucksituation“, kommentierte Torhüter René Adler im „Kicker“ die prekäre Lage der Hamburger. Mit ungewöhnlichen Maßnahmen stimmte Coach Mirko Slomka seine Profis auf das Spiel gegen den Tabellen-14. aus Nürnberg ein. Eine Trainingseinheit im Box-Gym am Mittwoch sollte Härte und Kampfgeist fördern. „Wenn wir gewinnen, fahren wir nächste Woche vielleicht wieder zum Boxen“, sagte Mittelfeldspieler Milan Badelj.
Slomkas Leidensgenosse Christian Streich verzichtete in den vergangenen Tagen auf vergleichbare Trainings-Experimente. Das Hauptaugenmerk des Fußball-Lehrers aus Freiburg lag auf der Behebung der Abschlussschwäche. Bereits in zehn Saisonspielen gab es für seine Mannschaft keinen Torerfolg. Zwar machte sie in der Defensive zuletzt Fortschritte, ließ aber im Spiel nach vorn Kreativität und Kaltschnäuzigkeit vermissen. „Wir müssen schauen, dass wir mehr Durchschlagskraft bekommen“, forderte Abwehrspieler Christian Günter mit Blick auf das Spiel in Frankfurt.
Schon vor dem Anpfiff des 25. Spieltages schlüpfte Huub Stevens in die Rolle eines Hauptdarstellers. Der Nachfolger von Thomas Schneider, der am vergangenen Sonntag nach dem enttäuschenden 2:2 der Stuttgarter gegen Schlusslicht Braunschweig und davor acht Niederlagen seinen Platz räumen musste, hofft auf ein erfolgreiches Comeback als Bundesliga-Coach.
Obwohl der Tabellen-15. VfB nur noch einen Punkt von einem direkten Abstiegsplatz entfernt ist, bezeichnete Stevens einen Sieg über die zuletzt viermal ungeschlagenen Bremer nicht als absolutes Muss. Ein Erfolg könne auch sein, eine Basis für die kommenden Spiele zu schaffen. Die erneut aufflammende Debatte über sein autoritäres Image genoss er sichtlich: „Ich finde es super, dass Menschen mich als knurrig und hart abstempeln“, kommentierte der Niederländer grinsend.
Siegen muss vor allem der Tabellenletzte aus Braunschweig angesichts von nur 19 Punkten. Die Chance auf einen neuerlichen Coup im prestigeträchtigen Nordduell mit Wolfsburg stehen nicht schlecht. Schließlich strotzen die Gäste nach den hohen Niederlagen in Hoffenheim (2:6) und gegen München (1:6) nicht vor Selbstvertrauen. Gleichwohl brennen sie auf Revanche für die unerwartete Schlappe im Hinspiel, als die bis dahin sieglose Eintracht 2:0 triumphierte. Den größeren Druck sieht Wölfe-Coach Dieter Hecking jedoch beim Gegner: „Die Eintracht kann absteigen, wir nicht.“