HSV: Zinnbauers Einstand sorgt für Gänsehaut

Der Krisenclub ist beim 0:0 gegen den FC Bayern kaum wiederzuerkennen.

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Hamburg. Riesen-Beifall zur Halbzeit und Jubel-Stimmung am Ende: Ein 0:0 gegen die Bayern reicht, um in Hamburg mal wieder von Aufbruchstimmung zu reden. Im Mittelpunkt steht der neue Trainer Joe Zinnbauer, der einer zutiefst verunsicherten Mannschaft neues Selbstvertrauen eingeimpft hat.

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Vor dem Spiel gegen die Münchner hatte er seine Spieler so angestachelt, dass sie bis zum Ende wie aufgedreht liefen und den Bayern jede Lust am Fußball nahmen. „Er hat uns brutal heiß gemacht“, schilderte Lewis Holtby die Stimmung vor dem Spiel in der Kabine. „Gänsehaut“, habe er bekommen. Tolgay Arslan: „Er hat uns emotional gepackt.“ „So etwas habe ich noch nie erlebt“, meinte Johan Djourou, und HSV-Oldie Heiko Westermann schwärmte: „Ich glaube, das war die beste Mannschaftsleistung, seit ich hier bin.“

..., Jubeln: der Arbeitstag des neuen HSV-Trainers Joe Zinnbauer.

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Seit 2010 spielt der immer mal wieder umstrittene Innenverteidiger beim HSV, gegen Bayern hatte er mit 89 Prozent gewonnener Zweikämpfe den besten Wert in der Statistik. Wie Westermann war bis auf Pierre-Michel Lasogga, der seiner Form weit hinterher läuft, die ganze Truppe immer in Alarmbereitschaft. Jeder Münchner Spieler wurde schon an der Mittellinie attackiert, mitunter gingen zwei drei Hamburger auf den Angreifer. Die Hamburger warfen sich lustvoll in jeden Zweikampf und zeigten läuferisch und kämpferisch ihre beste Leistung seit mehr als einem Jahr. Die Folge: Mit dem HSV-Pressing wurde das Passspiel der Bayern empfindlich gestört, so dass kein Spielfluss entstehen konnte.

Joe Zinnbauer wusste, warum: „Mirko Slomka hat die Mannschaft in einem Top-Fitness-Zustand hinterlassen.“ Zu seiner Motivationsrede in der Kabine sagte er: „Ein Freund hat mir ein Video von Jürgen Klinsmann bei der WM geschickt, und das habe ich versucht nachzumachen.“ Um dann gleich nachzuschieben: „Im Ernst, jeder Trainer hat seine Methoden, und wenn die Spieler von Gänsehaut reden, dann bekomme ich jetzt auch eine, wenn ich das höre.“

Ganz im Stil des Newcomers lobte er den neben ihm unfreundlich blickenden Pep Guardiola („Mein Vorbild“), der sich über zwei verlorene Punkte ärgerte. Möglicherweise auch über seine Aufstellung, denn zunächst saßen die Herren Götze, Lewandowski und Xabi Alonso auf der Bank. Als sie in der zweiten Halbzeit mitspielen durften, wurde das Münchner Spiel zwar besser, aber nicht so gut, um gegen den HSV zu gewinnen.

Torchancen gab es auf beiden Seiten nicht viel. Heiko Westermann mit einer verunglückten Flanke, die Manuel Neuer gerade noch aus dem Eck fischen konnte, und ein Schuss des starken Lewis Holtby in der 83. Minute reichten schon, um die Zuschauer in Glücksstimmung zu versetzen. Und dann half dem HSV auch das Können von Jaroslav Drobny, der wieder den Vorzug vor René Adler erhalten hatte und einen Schuss von Philipp Lahm aus sechs Metern abwehren konnte. Anschließend vergab Thomas Müller noch zweimal. Das war es aber schon an Chancen der Münchner, die mit zunehmender Spielzeit immer lustloser wirkten.

Glück hatte Torhüter Manuel Neuer, nachdem er bei einem seiner Ausflüge 35 Meter vor dem Tor die Hand an den Ball brachte. Schiedsrichter Christian Dingert zeigte nur Gelb, weil er diese Aktion nicht als klare Torchance der Hamburger wertete. Eine vertretbare Entscheidung. Und Joe Zinnbauer? Der machte am Spielfeldrand da weiter, wo er zuvor in der Kabine aufgehört hatte: Er ließ seinen Emotionen freuen Lauf. Ständig war er an der Linie unterwegs, feuerte seine Spieler an und verschob immer wieder die Viererkette nach vorne. Am Ende strahlte er: „Mir doch egal, ob der Punktgewinn verdient ist.“