Paderborns Stoppelkamp mit Rekordtor aus 82,3 Metern
Paderborn (dpa) - Sie hüpften ausgelassen, wedelten wie wild mit den Armen und sangen mit den Fans „Humba täterä“: Nach ihrem nächsten Coup ließen die Bundesliga-Novizen vom SC Paderborn ihrer Freude freien Lauf.
Und zu feiern gab es nach dem 2:0 (0:0) gegen Hannover 96 mit einem Sensationstor von Moritz Stoppelkamp reichlich. „Es ist für uns wirklich ein Traum, vier Spiele in Folge nicht verloren und den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte eingefahren zu haben. Ja, wir haben eine breite Brust“, sagte André Breitenreiter, der Trainer dieses so erstaunlichen Neulings, der auch nach den Sonntagsspielen Tabellenführer ist.
Breitenreiter hatte allen Grund zur Euphorie. Da war vor allem der Schlusspunkt einer tollen Partie. Beim Stande von 1:0 durch das dritte Saisontor von Elias Kachunga (71.) drosch Stoppelkamp den Ball von der eigenen Strafraumgrenze in Richtung Hannoveraner Gehäuse, das von Weltmeister Ron-Robert Zieler zur letzten 96-Attacke verlassen worden war. Und die Kugel rollte tatsächlich zum 2:0 (90.+3) über die Linie - aus 82,3 Metern! Bundesliga-Rekord! „Ich wusste gar nicht, dass ich so weit schießen kann“, flachste der entgeisterte Stoppelkamp, der die mit 15 000 Zuschauern erstmals ausverkaufte kleinste Bundesliga-Arena in ein Tollhaus verwandelte.
Das nach dem 4. Spieltag noch ungeschlagene Paderborn blieb zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor und steht punktgleich mit Doublesieger FC Bayern in der Tabelle glänzend da. Und wie es die Dramaturgie will, reisen die Fußball-Helden nun zum „Spitzenspiel“ nach München, wie Stoppelkamp treffend bemerkte.
Der 27-Jährige, einst in Hannover unter Vertrag und seit Saisonbeginn in Ostwestfalen, war am Samstag das Gesicht einer erstaunlichen Fußball-Geschichte. Seit Jahren spielte der mit kräftiger Unterstützung des Möbel-Unternehmers Wilfried Finke aufgebaute Club im Vorderfeld der 2. Liga. 2013 wurde Breitenreiter verpflichtet, am 11. Mai dieses Jahres feierte ganz Paderborn nach einem 2:1 gegen den VfR Aalen den erstmaligen Einzug in die Bundesliga.
Im Zuge dieser sportlichen Entwicklung entstand die schmucke Benteler-Arena vis a vis des Stammsitzes der Finke'schen Möbelhauskette, ein Trainingszentrum soll nun folgen. Derzeit müsse man bei bei „Schnee und Eis nach Ausweichmöglichkeiten suchen“, berichtete Breitenreiter bei seinem Besuch im ZDF-Sportstudio am Samstagabend.
Der 40-Jährige ist für die Ostwestfalen bislang ein Glücksgriff. „Wir haben eine geile Truppe, ein geiles Trainerteam und ein geiles Umfeld“, bestätigte Stoppelkamp, der die Tugenden des Teams wie folgt beschrieb: „Wir rackern, kämpfen, spucken, beißen, kratzen, jeder ist für den anderen da. Wir haben in den ersten vier Spielen bewiesen, dass wir bundesligatauglich sind.“
Das will man nun auch in München zeigen. „Wir fahren nach München, um das Spiel zu genießen“, sagte Breitenreiter und versuchte, ein wenig Dampf aus dem Hype zu nehmen: „Ich bin keiner, der nach so einer Serie größenwahnsinnig wird. Das ist eine Momentaufnahme, wir sammeln Punkte für den Klassenerhalt und sind bescheiden.“