Huntelaar knackt 40-Tore-Marke - Völler: „Aufpassen“

Gelsenkirchen (dpa) - Beim FC Schalke 04 läuft es dank Klaas-Jan Huntelaar weiter wie geschmiert - der Bayer-Motor stottert nicht nur, er ist abgewürgt. „Wir müssen ein bisschen mehr Gas geben“, forderte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.

Nach der 0:2 (0:1)-Niederlage am Samstagsabend in Gelsenkirchen fürchtet Völler ein weiteres Abrutschen und im schlimmsten Fall sogar eine Saison ohne Europapokal. „Wir müssen nun aufpassen. Wir sind zwar noch Fünfter, aber wir müssen mehr tun“, kritisierte er die Einstellung der Profis: „Wir müssen auch den Willen haben, uns besser durchzusetzen.“

Für die Königsblauen war es ein perfekter Spieltag: Mit einer erneut starken Leistung und Doppeltorschütze Huntelaar in Weltklasseform verdrängte der Revierclub das gegen Hoffenheim patzende Team von Borussia Mönchengladbach von Platz drei und hat die direkte Champions-League-Qualifikation selbst in der Hand. „Wir haben einen Riesenschritt gemacht. Und Leverkusen ist schon 13 Punkte weg“, analysierte der „Hunter“ die vielversprechende Lage, an der er maßgeblichen Anteil hat. Bei seinen Ligatoren 21 und 22 wurde er jedoch auch mustergültig von den Flügelspielern Christian Fuchs (18.) und Jefferson Farfán (86.) mit Maßflanken aus vollem Lauf bedient.

Ein Umstand, den Huub Stevens besonders betonte, um seinen Topstürmer nicht als alleinigen Matchwinner in den Himmel zu loben. Dem Trainer geht es stets ums Kollektiv. „Klaas-Jan bekommt auch diese Bälle. Die Mannschaft arbeitet für ihn, und er für das Team. Allein kann es nicht schaffen. Das ist eine Wechselwirkung. Das weiß er auch“, sagte Stevens, der darüber hinaus die befruchtende Symbiose von Fans und Spielern in der Arena lobte. Die Begeisterung des Publikums sei auf das Team „zurückgeschlagen“ und umgekehrt. Nur eines bemängelte der Coach ein wenig: „Der einzige Vorwurf, den man machen kann: Wir hätten den Sack früher zumachen müssen.“

Doch auch so wurde ein Klassenunterschied deutlich. Für Robin Dutt war das in erster Linie eine Frage der Frische nach dem strammen Programm der letzten Wochen. „Die Mannschaft geht auf dem Zahnfleisch“, gab der Bayer-Coach nach der vierten Pflichtspielpleite in Serie zu. Er habe nicht die personellen Alternativen, um ausgelaugten Profis mal eine Pause zu gönnen. „Uns fliegt jede Woche ein anderer Muskel um die Ohren. Heute war es der von Danny da Costa. Die Jungs sind einfach nicht mehr frisch. Und wenn der Körper nicht mitspielt, ist auch die Körpersprache entsprechend.“

Das allein erklärt allerdings nicht, warum Huntelaar bei seinen Saison-Pflichtspieltoren 39 und 40 im Bayer-Abwehrzentrum allein gelassen wurde und die Bälle per Kopf unbehelligt von den Innenverteidigern Ömer Toprak und Daniel Schwaab versenken durfte. Dabei hatte Dutt die ganze Woche vor den Flanken und Huntelaar als Abnehmer gewarnt. „Gegen so einen Weltklasse-Stürmer musst du Körperkontakt im Strafraum haben. So kannst du nicht verteidigen.“

Sollte es Dutt nicht gelingen, seinen müden Protagonisten schnell wieder Beine zu machen, droht ein weiterer Absturz. Die ersten vier Plätze sind endgültig außer Sicht, nun muss das Minimalziel Europa League gerettet werden. „Darauf müssen wir uns konzentrieren“, empfahl Simon Rolfes, dessen Ellenbogenschlag ins Gesicht von Julian Draxler ungeahndet blieb. „Es war keine Absicht. Es tut mir leid. Zum Glück ist nichts passiert“, betonte der Bayer-Kapitän.

Schalke geht selbstbewusst ins erste Europa-League-Viertelfinale am Donnerstag gegen Athletic Bilbao. „Wir wollen ins Finale“, betonte Jermaine Jones, der auch in der Liga wieder vorsichtig nach oben schielt: „Jetzt sind wir sogar Dritter. Mal sehen, was noch geht.“