Allofs will sich Zeit lassen Interimscoach Ismaël vermasselt Debüt mit Wolfsburg

Darmstadt (dpa) - Nach seinem missglückten Debüt bekommt Valérien Ismaël als Interimstrainer des VfL Wolfsburg weitere Chancen. „Wir werden Valérien nicht nach einem Spiel beurteilen“, sagte Sportchef Klaus Allofs nach dem 1:3 des krisengebeutelten VW-Clubs beim SV Darmstadt 98.

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Später präzisierte er bei Sport1 in der Sendung „Doppelpass“ die Zeitplanung: „Wir wollen uns das jetzt erstmal anschauen in den nächsten Wochen.“

Ismaël konnte sich jedenfalls in seinen ersten 90 Minuten als VfL-Chef nicht für ein dauerhaftes Engagement als Nachfolger des beurlaubten Dieter Hecking empfehlen und musste sich von den „Lilien“-Fans „Absteiger! Absteiger!“-Rufe anhören.

Der 41-jährige Coach ist nun erstmal im DFB-Pokal-Spiel beim Zweitliga-Spitzenclub FC Heidenheim am Mittwoch (18.30 Uhr) zum Erfolg verdammt. Nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg im Oberhaus steht für den VfL dann am Samstag die Partie gegen die zuletzt ebenfalls enttäuschenden Leverkusener an.

Entgegen aller Bekundungen im Umfeld des VfL, Ismaël habe wenn überhaupt nur eine geringe Chance auf eine Dauerbeschäftigung als Trainer der Profis, bekundete Allofs am Sonntag erneut: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass er unser Trainer sein kann.“

Um es Ismaël oder am Ende doch einem neuen Coach künftig leichter zu machen, kassierte Allofs nach der bereits vierten Niederlage im achten Spiel sogleich mal die überhöhten Saisonziele des VW-Clubs. „Wenn man sechs Punkte hat, verbietet es sich, vom internationalen Geschäft zu reden. Man muss jetzt erstmal die kleinen Schritte nach vorne machen“, befand Allofs. Zuvor hatten die Verantwortlichen des VfL stets den Eindruck vermittelt, alles unterhalb der Champions League sei eine Enttäuschung. „Wir schauen jetzt erstmal, dass wir uns stabilisieren“, meinte Allofs nun aber.

Dies ging zumindest in Darmstadt unter Ismaël erstmal daneben. „Vom Ergebnis her ist das enttäuschend für uns“, räumte der Interimscoach ein. Zu seinen Perspektiven sagte er: „Ich wäre gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken. Es gibt eine klare Absprache mit Klaus Allofs.“ Der bisherige U23-Trainer des VfL hatte schon einmal eine Chance verpasst, sich als Profitrainer zu etablieren. In der Zweitliga-Saison 2014/2015 wurde er nach nur vier Siegen aus 13 Punktspielen beim 1. FC Nürnberg beurlaubt.

Das zumindest vorläufige Vertrauen der Wolfsburger in Ismaël entsprach auch der Entwicklung in der Bundesliga, Nachwuchstrainer bei den Profis zu etablieren: Julian Nagelsmann bei 1899 Hoffenheim, André Schubert bei Borussia Mönchengladbach und zuletzt Alexander Nouri bei Werder Bremen schafften den Sprung unter die Top 18 im Geschäft, von dem jeder Fußballlehrer träumt.

Eine Beförderungsgarantie für Ismaël sind diese Fallbeispiele nicht. „Es wäre fahrlässig, wenn wir uns nicht andere Optionen offen halten“, sagte Allofs. „Wir prüfen den Markt.“ Beim eigentlich hoch ambitionierten Meister von 2009 werden derzeit auch Namen wie die des früheren belgischen Nationaltrainers Marc Wilmots, des Italieners Roberto Mancini und des früheren Chelsea-Coachs André Villas-Boas gehandelt. Zumal VW möglicherweise eine größere Hausnummer bei dieser Personalie bevorzugt.

Auch unter Ismaël wirkten die VfL-Profis nicht entschlossen genug und ließen sich von den bekannt bissigen Darmstädtern den Schneid abkaufen. Dies wurde allerings auch durch die frühe Roten Karte für Jeffrey Bruma (23. Minute) begünstigt. Allofs sah dennoch „viele positive Dinge“, was an diesem verregneten Nachmittag gar nicht so einfach war. „Die Mannschaft hat trotzdem Charakter gezeigt und Moral“, sagte Ismaël.