Jubel über Gomes und Sieg: Hoffenheim atmet tief durch
Sinsheim (dpa) - Die ersten Gratulanten hießen Dietmar Hopp - und auch Tim Wiese. Bei 1899 Hoffenheim war die Erleichterung über das 2:1 (2:1) gegen den SC Freiburg so groß, dass sogar der degradierte Torwart und der sonst eher scheue Mäzen gleich nach dem Spiel in die Kabine kamen.
„Es ist wichtig für uns alle, dass wir den Glauben an den Klassenerhalt weiter leben können“, sagte Trainer Marco Kurz. Da atme jeder im Verein erst einmal ganz tief durch.
Doch so erlösend das Ende der langen Negativserie von neun Spielen auch gewesen sein mag, gerade für Wiese hatte dieser Nachmittag auch etwas Demütigendes. Denn das Gesicht des Hoffenheimer Sieges war nicht nur der zweifache Torschütze Kevin Volland - sondern auch die neue, Wiese direkt vor die Nase gesetzte Nummer eins.
Heurelho Gomes sank direkt nach dem Schlusspfiff mit erhobenen Armen auf die Knie. Der routinierte Brasilianer ist die Antwort auf die vielen Patzer und das miserable Standing von Tim Wiese. Die TSG hatte den 31-Jährigen erst am Donnerstag von der Tribüne der Tottenham Hotspurs geholt. Was im ersten Moment sogar in England verspottet wurde, gab den Hoffenheimern am Samstag aber tatsächlich eine lange vermisste Sicherheit: Gomes pflückte jeden hohen Ball vom Himmel, er feuerte seine Mitspieler an, winkte den Fans zu und ging sehr emotional in diese Partie. Der Neue machte kurzum genau das, was Wiese in Hoffenheim so häufig vermissen ließ.
Gomes selbst wollte danach nichts sagen zu seinem Blitz-Einstand. Das erledigten stattdessen andere für ihn. Trainer Kurz lobte vor allem die Ausstrahlung und Erfahrung seines Neuzugangs. „Für die kurze Zeit, die er erst bei uns war, war das eine hervorragende Leistung“, sagte auch Volland. Was den erfolgreichen Einstand des Brasilianers für Wiese besonders bitter machte, war die Reaktion des Publikums darauf: Die Fans begrüßten Gomes zunächst mit einem freundlichen Applaus und feierten ihn dann lautstark für jede Parade. Das war nicht nur ein herzlicher Empfang für einen neuen Spieler. Das richtete sich auch gegen den vom ersten Tag an unbeliebten Wiese.
Und wie reagierte die entthronte Nummer eins selbst? Der frühere Nationaltorwart saß auf der Tribüne, versuchte wie so häufig, Coolness zu demonstrieren. „Ich hab' doch ein schönes Leben - im Gegensatz zu euch“, sagte er zu Journalisten. Ansonsten hielt er sich zurück.
Der Verein blieb bei seiner Version, Wiese nur vor dem großen öffentlichen Druck schützen zu wollen. „Wir werden jetzt versuchen, den Jungen wieder aufzubauen. Er ist weiter ein fester Bestandteil unserer Gruppe“, sagte Kurz. Am Sonntag trainierte Wiese zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft. „Er macht den Eindruck, dass er sehr motiviert ist“, bestätigte Kapitän Andreas Beck. „Ich denke, er ist ein Profi und wird den Konkurrenzkampf jetzt wieder aufnehmen.“
Trotzdem hat dieser Nachmittag Wieses Position in Hoffenheim noch weiter geschwächt. Trainer Kurz und Manager Andreas Müller sind mit ihren heftig diskutierten Personalentscheidungen ein hohes Risiko eingegangen - und durften sich zumindest gegen Freiburg bestätigt sehen. Der starke Volland drehte mit seinem Doppelpack (10./26.) den frühen Rückstand durch Max Kruse (4.) um. Der U21-Nationalspieler hat bislang jedes Hoffenheimer Tor in dieser Rückrunde erzielt (3). „Wir müssen jetzt sehen, dass wir uns unten etwas absetzen“, sagte er. „Aber wenn wir unser Ding durchziehen, dann steigen wir nicht ab.“