Juristische Schlammschlacht: Magath wehrt sich

Gelsenkirchen (dpa) - Vorwürfe, Dementis, Winkelzüge - die Trennung des FC Schalke 04 von Felix Magath wird zur juristischen Schlammschlacht. Vor allem die verblüffende Maßnahme des entmachteten Alleinherrschers, nur wenige Stunden nach seiner Abberufung selbst zu kündigen, sorgte für Rätselraten.

Erste Vermutungen, er wolle damit klein beigeben und auf eine millionenschwere Abfindungen verzichten, dementierte der scheidende Trainer vehement. „Von einem Schuldeingeständnis bin ich ganz weit entfernt. Ich habe mir nämlich nichts zuschulden kommen lassen“, sagte Magath dem „Kicker“. „Mein Vertrag beinhaltete ein Sonderkündigungsrecht, das ich unter diesen Umständen nutzen konnte.“

Der viel bestaunte arbeitsrechtliche Kniff könnte sich für Magath lohnen. Dem Vernehmen nach beinhaltet sein Vertrag einen Passus, wonach ihm nach der Abrufung als Vorstandsmitglied im Falle einer eigenen Kündigung eine millionenschwere Abfindung zusteht. Doch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sieht einem möglichen Verfahren „gelassen entgegen“: „Durch das heutige Verhalten von Felix Magath fühlen wir uns bestätigt und stellen fest, dass er keine Ansprüche mehr gegen den FC Schalke 04 hat.“

Dieser in der Bundesliga-Geschichte einmalige Vorgang dokumentiert das zerrüttete Verhältnis. Anders als in üblichen Fällen, bei denen Trainer allein aus sportlichen oder zwischenmenschlichen Gründen geschasst werden, geht es „auf“ Schalke angeblich um finanzielle Verfehlungen eines zum Alleinherrschers beförderten Fußball-Lehrers. Nach Informationen der „Bild“ liegen dem Aufsichtsrat zwei Rechtsgutachten vor, die Magath belasten. Das Anfertigen der Expertisen könnte eine Erklärung dafür sein, warum der Revierclub die eigentlich schon vor Tagen beschlossene Trennung so lange herausgezögert hat.

In diesen Gutachten soll es um Prämienzahlungen in Höhe von rund drei Millionen Euro an die Profis für das Erreichen der Champions League und um rund vier Millionen Euro teure Nebenabsprachen mit Spielerberatern gehen. Mit Verweis auf die drohende juristische Auseinandersetzung wollte Tönnies zu diesen Vorwürfen nicht konkret Stellung nehmen, unterstellte Magath aber, schlecht gewirtschaftet zu haben. „Dass die Kaderkosten nachhaltig gesenkt worden seien, halte ich für eine Behauptung von jemandem, der vielleicht nicht ganz genau hingeschaut hat.“

Gut möglich, dass den Bossen bei der momentan anstehenden Zusammenstellung der Lizenzunterlagen die Augen geöffnet wurden. „Wir mussten jetzt handeln, denn wir bewegen uns innerhalb bestimmter Fristen“, begründete Tönnies das Aus für Magath. Viele Beobachter werten das als Indiz, dass der Aufsichtsrat damit verhindern wollte, sich strafrechtlich angreifbar zu machen. Schließlich ist es Aufgabe des Gremiums, auf Satzungsverstöße des Vorstandes in einem festgelegten Zeitraum zu reagieren.

Magaths Medienanwalt Ralf Höcker kündigte Gegenwehr an. Demnach wird der FC Schalke um Fleischfabrikant Tönnies auch in den nächsten Tagen nicht zur Ruhe kommen: „Man sollte nicht glauben, dass ein Fußballverein anders funktioniert als ein Fleischzerlegungsbetrieb. Wenn man einen Mitarbeiter loswerden will, dessen Nase dem Chef nicht mehr passt, werden oft formale Regelverstöße gesucht.“