Littbarski trotzt Druck und Japan-Sorgen
Wolfsburg (dpa) - Sorgen um seine japanische Frau in Yokohama und seinen Trainer-Job beim Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg sollen Pierre Littbarski nichts anhaben. Trotz aller Dramen in seiner zweiten Heimat ist der 50-Jährige auf seine Arbeit fokussiert.
„Ich habe drüben gelernt, dass man eine Aufgabe hat und die erfüllen muss“, sagt Littbarski im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dass er den Klassenverbleib mit dem auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutschten Meister von 2009 schafft, steht für ihn außer Frage: „Ich bin überzeugt davon“, sagt Littbarski und schreckt auch nicht vor scharfer Kritik an Meistertrainer Felix Magath zurück.
Dabei befindet sich der Interimscoach und Nachfolger des glücklosen Steve McClaren nach vier Niederlagen aus fünf Spielen schon wieder schwer unter Druck. Littbarski deutet an, dass es für ihn im Fall einer weiteren Niederlage beim direkten Konkurrenten VfB Stuttgart eng werden könnte. „Natürlich weiß ich auch, dass wir im Abstiegskampf allein Punkte brauchen“, bekennt Littbarski.
Manager Dieter Hoeneß habe ihn bereits nach der Beurlaubung von McClaren im Februar, als Littbarski vom Co- zum Cheftrainer aufstieg, darüber unterrichtet, weiterhin mehrere Varianten zu prüfen. „Das ist normal. Das gehört zum Geschäft, ändert an meiner Arbeitsweise aber nichts“, sagt der Weltmeister von 1990. Trotz aller Unkenrufe will Littbarski seinen Vertrag erfüllen. „Ich habe bis 2012 unterschrieben und gehe davon aus, dass ich bis 2012 hier bin.“
Die hartnäckigen Gerüchte nach der 1:2-Niederlage am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg über die Verpflichtung des Feuerwehrmanns Hans Meyer bezeichnet Littbarski als „Musik, die zum Fußballgeschäft dazu gehört, aber nicht in mein Ohr dringt.“
Littbarski ist schon der vierte Trainer nach dem Abgang von Magath 2009, der vergeblich versucht, die Ambitionen von Clubeigner VW zu erfüllen. Obwohl der VfL jedes halbe Jahr strukturell oder personell einen Neuanfang verkündet, bissen sich schon Armin Veh und McClaren die Zähne an dem Meisterteam von 2009 aus. Wie Lorenz-Günther Köstner im vergangenen Jahr soll nun wieder ein Interimscoach den Karren aus dem Dreck ziehen.
Für die aktuelle Situation gibt Littbarski auch dem gerade erst auf Schalke entlassenen Magath eine Schuld und geht hart mit dem „System Magath“ ins Gericht. „Es ist doch auch bekannt, dass Felix Magaths Training und Arbeit extrem belastend und fordernd ist. Irgendwann fordern Körper und Geist Tribut. Das ist auch woanders so gewesen. Bei allem Guten: Die Spieler sind dann extrem ausgelaugt. Nicht nur kurzfristig, sondern über einen längeren Zeitraum.“
Die VfL-Leidenszeit seit Magaths Abgang soll am Saisonende endgültig beendet sein. „Wenn wir uns gerettet haben, wird die Talsohle beendet sein“, versichert der Übergangstrainer. Wenn er dies hauptverantwortlich miterleben möchte, sollte Wolfsburg in Stuttgart wohl wieder punkten. Gut möglich, dass er dafür einen Torwartwechsel vornimmt. Stammkeeper Diego Benaglio wirkte zuletzt ungewohnt unsicher. Er habe die Situation mit dem Schweizer Nationaltorhüter analysiert. „Ich habe mit Marwin Hitz noch einen sehr guten Torwart und mich noch nicht entschieden.“