Kein Wolkenkuckucksheim mit Preetz - Gespräche mit Dardai
Berlin (dpa) - Nach einer Nacht der Vorwürfe und Konfrontation will Hertha BSC seine kritischen Fans schnell mit einem Vertrag für Liebling Pal Dardai beruhigen.
„Es konnte keiner so richtig glücklich sein mit nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen. Aber das Wichtigste ist, dass wir in der nächsten Saison wieder in der 1. Liga spielen“, erklärte Retter Dardai auf der Mitgliederversammlung des Berliner Fußball-Bundesligisten. Mit der Vorbereitung auf die neue Saison könne man die Grundlagen für eine bessere Spielzeit 2015/16 schaffen, ergänzte der nachdenkliche Ungar.
Am Mittwoch sollen nach dem glücklichen Vermeiden der Abstiegs-Relegation die Verhandlungen mit Dardai über dessen längerfristigen Kontrakt als Cheftrainer beginnen. Manager Michael Preetz, der bei der Zusammenkunft der Hertha-Familie im Zentrum der Kritik stand, will die Gespräche schnell zu einem Abschluss bringen. Dardai wird nach einer enorm „schwierigen Zeit“ auch die Pläne des Vereins hinterfragen. „Wir werden alle Abläufe überprüfen, alle gemeinsam darüber reden, was wir verbessern müssen“, sagte Preetz: „Am Ende des Prozesses werden wir eine Weichenstellung vornehmen.“
Wie die aussehen soll, blieb in der Nacht zum Mittwoch im Berliner City Cubes unklar. Einige der rund 1500 anwesenden Mitglieder warfen Preetz eine verfehlte Transfer- und Personalpolitik vor und forderten unter Applaus sogar seinen Rücktritt. Club-Präsident Werner Gegenbauer aber stellte sich deutlich hinter den Manager: „Bis heute gab es weder von mir, noch vom Beirat ein Ansinnen. Ich halte Michael Preetz nach wie vor für den richtigen Mann.“
Mit ihm und dem Manager werde es kein „Wolkenkuckucksheim“ geben, sondern eine weiter solide Clubpolitik, unterstrich der Unternehmer. Zu Ende Juni seinen die „zinstragenden Verbindlichkeiten“ auf Null gebracht worden, verkündete Ingo Schiller. „Wenn wir uns jetzt verschulden, machen wir die Fehler der Vergangenheit wieder. Davor kann ich nur warnen“, ergänzte der Finanz-Geschäftsführer.
„Wenn Sie es wieder anders haben wollen, müssen Sie es sagen und hier oben andere Leute wählen“, betonte Boss Gegenbauer. Es sei natürlich klar, „dass nicht alles super gewesen ist“ in der abgelaufenen Saison, meinte Preetz. Er wolle aber keine Dinge versprechen, die nicht realistisch sind: „Es tut mir leid, dazu bin ich nicht da.“
Eine Vision für die nächsten Jahre fehlt Hertha weiter. Vor allem die Angst vor einem erneuten Absturz in die Zweitklassigkeit scheint diese mit zu verhindern. Der Manager verwies auf den harten Wettbewerb, in dem es Traditionsvereine wie Hertha schwer haben, „solche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Abstand nach oben zu verkürzen“.
Ganz spät, die Uhr ging auf Mitternacht zu, wollten dann auch die hartnäckigsten Fragesteller nichts mehr über Ansprüche oder sportliche Konzepte wissen. „Wird es Fachkräfte geben, die im Stadion mal einen halben Liter Bier richtig ausschenken können?“, fragte ein durstiger Fan. Und eine Dame verdeutlichte die wahren Sorgen: „Komme ich mit meinem Rollator ins Stadion?“ Geschäftsführer Schiller verwirrt: „Hatten sie bisher Probleme?“. Die Frau: „Bisher nicht.“