Kellers schwierige Mission
Beim trostlosen 0:0 in Augsburg entgehen die plan- und ideenlosen Schalker einer Blamage. Holtby vor dem Absprung.
Augsburg. Sorgen musste man sich um Lewis Holtby nicht machen. „Mein Kühlschrank ist voll, meine Wohnung noch eingerichtet“, sagte der Mittelfeldspieler nach dem torlosen Spiel des FC Schalke beim FC Augsburg. Sein Wechsel nach Tottenham wird trotz der geordneten häuslichen Verhältnisse in den kommenden Tagen über die Bühne gehen. Es geht alleine um die Höhe der Ablösesumme zwischen den Clubs.
Wahrscheinlich war der 22-Jährige deshalb auch nicht so zurückhaltend in seiner Analyse wie seine Kollegen. Die rückten das aus Schalker Sicht trostlose Gekicke mehrheitlich in der Rubrik Punktgewinn.
„Für einen Champions-League-Aspiranten reicht das nicht“, sagte Holtby. „Die Augsburger haben mit Herz gespielt, wir haben verteidigt.“ Tatsächlich sind die Schalker nur knapp einer Blamage entgangen, weil sie den aufopferungsvoll kämpfenden Augsburgern nicht besonders viel entgegen zu setzen hatten.
Vor allem ihr Aufbauspiel wirkte plan- und ideenlos, auch weil die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl es verstand, Angreifer Jefferson Farfan aus dem Spiel zu nehmen. „Zufrieden kann man nicht sein, aber nach dem Spielverlauf können wir mit dem Punkt leben“, sagte Trainer Jens Keller. „Aber hinten stand die Null, das war schon einmal ganz gut.“
Manager Horst Heldt stellte in den Vordergrund, dass die Mannschaft das Spiel nach dem 5:4 vor Wochenfrist gegen Hannover ohne Gegentor überstanden hatte. Die Zufriedenheit mit dem Minimalismus wirkte aber nicht gerade überzeugend. Denn das Spiel der Schalker war fehlerhaft und willkürlich, wie bereits in den vergangen Wochen.
„Über die Entwicklung möchte ich nicht in der Öffentlichkeit reden“, sagte Heldt. Dies seien Themen, die intern besprochen würden. Doch egal welche Fortschritte die Verantwortlichen ausmachen, langsam läuft ihnen die Zeit weg.
Mit einem Spiel wie dem in Augsburg kommen sie dem Saisonziel, der Qualifikation für die Champions League, nicht näher. Die Schalker drohen ins Mittelmaß abzurutschen, weil ihnen die Souveränität einer Spitzenmannschaft fehlt.
Ob dies der brasilianische Angreifer Michel Bastos, der in Gelsenkirchen in den kommenden Tagen erwartet wird, den erhofften Qualitätsschub befördern kann, ist fraglich. Dem Schalker Spiel fehlt eine Idee. Frühes Pressing, erhöhter Ballbesitz und dominantes Spiel: All diese Faktoren, auf die Trainer Jens Keller in der Trainingsarbeit besonderen Wert gelegt hatte, waren nicht zu erkennen.
„Es war schwierig, alles in der Vorbereitung unter einen Hut zu bekommen“, sagte Jens Keller. Dieser Rückschlag in Augsburg könnte aber auch zu einem Lernprozess führen, der die Konzentration der Spieler künftig zunehmend auf die Umsetzung der Vorstellungen Kellers lenkt.