Klopp: „Klare Jetzt-erst-recht-Situation“

Dortmund (dpa) - Kurz vor dem Knüller gegen Real Madrid muss Borussia Dortmund den baldigen Abschied von Fußball-Juwel Mario Götze bestätigen. Der Nationalspieler wechselt ausgerechnet zum Liga-Rivalen Bayern München.

BVB-Trainer Klopp will sich nicht beirren lassen.

Fragen an Klopp auf der Pressekonferenz zum Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid:

Gibt es einen ungünstigeren Zeitpunkt, so einen Wechsel publik zu machen?

Jürgen Klopp: „Es hätte noch einen günstigeren gegeben: vier Stunden vor dem Spiel. Dass es in die Öffentlichkeit kommt, ist mir am Montagabend um zehn Uhr bekanntgeworden. Dass das Thema auf dem Tisch ist, weiß ist seit Donnerstag nach dem Malaga-Spiel. Da hatte ich einen Tag, mich über den Sieg zu freuen. Deshalb bin ich allen anderen voraus und kann sagen: Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie hilft beim Heilen auf jeden Fall.“

Sind Sie enttäuscht über den Weggang von Götze?

Klopp: „Ich habe gelesen, dass BVB-Geschäftsführer Watzke maßlos enttäuscht ist. Das hängt einzig und allein damit zusammen, dass Mario ein außergewöhnlicher Spieler ist und wir ihn gerne hierbehalten hätten. Ansonsten muss man sagen, dass es ein Wechsel ist, weil es diese vorgeschriebene Ablösesumme gibt. Ohne diese hätte Mario den Vertrag nicht verlängert. Also, alles im grünen Bereich.“

Wirklich?

Klopp: „Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist nicht günstig. Jeder kann sich vorstellen, warum das geschehen ist. Nichtsdestotrotz ist es jetzt so und es ist raus. Nun können wir Fußball spielen. Für alle, die besonders enttäuscht und wütend sind, sollte ich daran erinnern, dass wir vor einem Jahr Marco Reus für 17 Millionen Euro geholt haben. Auch er hatte eine festgeschriebene Ablösesumme. Und auch Gladbach hat keine Freudentänze gemacht, als es erfahren hat, dass er geht. Nichts anderes ist jetzt passiert.“

Wird es in den letzten Spielen der Saison für Mario Götze jetzt nicht sehr schwer, seine Leistung zu bringen?

Klopp:„Marco hat damals noch überragende Spiele für Gladbach gemacht und ihnen dabei geholfen, auf Platz vier zu landen. Wenn wir damit richtig umgehen, wird Mario uns helfen, unsere Ziele zu erreichen.“

Wie hat die Mannschaft auf die Nachricht reagiert?

Klopp: „Ich habe nur mit einzelnen Spielern gesprochen. Es muss sich keiner Gedanken machen, wir kennen unsere Aufgabe. Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun, wer auch immer wollte, dass wir gestört werden in der Vorbereitung auf das Spiel, dass er keinen Erfolg haben wird. Das ist eine klare Jetzt-erst-recht-Situation.“

Könnte es ein bewusstes Störfeuer des FC Bayern vor dem Champions-League-Halbfinale gewesen sein?

Klopp: „Bayern München hat kein Interesse daran, uns heute ein Ei ins Nest zu legen. Soweit geht die Rivalität nicht. Mario Götze hat kein Interesse daran, die Berater von Götze haben kein Interesse daran. Da bleiben nicht mehr viele übrig.“

Haben Sie mit Mario Götze schon über den Wechsel gesprochen?

Klopp: „Klar habe ich schon Gelegenheit gehabt. Doch generell ist das kein guter Zeitpunkt über diese Thema zu sprechen. Alle sollten die Zeit nutzen, das Ganze richtig zu verarbeiten und in guter Verfassung ins Stadion zu kommen.“

Fürchten Sie negative Reaktionen der BVB-Fans?

Klopp: „Bei den Fans hoffe ich, dass sie auch die Zeit nutzen, um alles richtig einzuordnen. Die Chance ist viel zu groß, dass wir uns mit irgendwelchen Unmutsäußerungen aufhalten sollten. Mario Götze hat sich nicht im geringsten gegen seine Mitspieler und den Verein, dem er viel zu verdanken und viel zurückgegeben hat, ausgesprochen. Er ist der Wunschspieler von Pep Guardiola. Wenn einer überhaupt schuld daran ist, bin ich es. Aber ich kann mich nicht 15 Zentimeter kleiner machen und spanisch lernen. Er möchte sich die Chance, mit so einem außergewöhnlichen Trainer zusammenzuarbeiten, nicht entgehen lassen.“