Mitten ins BVB-Herz: FC Bayern holt Fußball-Juwel Götze

Dortmund (dpa) - Der FC Bayern München hat mit der spektakulären Verpflichtung von Nationalspieler Mario Götze den Rivalen Borussia Dortmund zur Unzeit mitten ins Herz getroffen.

Dem BVB blieb nach ersten Gerüchten und einer Meldung von „bild.de“ in der Nacht zum Dienstag nichts anderes übrig, als den Wechsel des 20 Jahre alten Fußball-Juwels zum deutschen Rekordmeister im Sommer offiziell zu bestätigen.

Nur einen Tag vor dem Halbfinal-Hit in der Champions League gegen Real Madrid reagierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einer Stellungnahme tief getroffen: „Wir sind natürlich über alle Maßen enttäuscht, betonen aber, dass sich sowohl Mario als auch sein Berater absolut vertragskonform verhalten haben.“

Kurz darauf bestätigten auch die Münchner den Wechsel. „Der FC Bayern ist bereit, die zwischen Borussia Dortmund und Mario Götze vereinbarte Ausstiegsklausel zu erfüllen“, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit. Aus Rücksicht auf das anstehende Halbfinalspiel der Dortmunder in der Champions League habe man dies erst nach der Begegnung gegenüber dem BVB anzeigen wollen, hieß es in der Erklärung weiter.

Götze, der als absoluter Wunschspieler des neuen Bayern-Trainers Pep Guardiola gilt, besitzt in Dortmund zwar noch bis 2016 einen Vertrag, kann den BVB aber für eine festgeschriebene Ablösesumme von angeblich 37 Millionen Euro verlassen. Sollten die genannten Zahlen zum Transferpaket stimmen, wäre Götze der teuerste Spieler, der je von einem Bundesliga-Club zu einem anderen gewechselt ist. Bislang war der Wechsel von Mario Gomez 2009 vom VfB Stuttgart zum FC Bayern für 30 Millionen Euro der teuerste Transfer innerhalb Deutschlands Eliteliga.

Der BVB-Jungstar und sein Berater Volker Struth hätten dem Verein vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass „Götze von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen und zum 1. Juli 2013 zum FC Bayern München wechseln möchte“, hieß es. Die fast trotzigen Bemerkungen in der BVB-Stellungnahme, die zuerst auf Facebook auftauchte, machten das Dortmunder Unverständnis über den Zeitpunkt der Veröffentlichung deutlich: „Der BVB lässt sich jetzt erst recht nicht vom großen Traum ablenken, mit einer außergewöhnlichen, seit Jahren entwickelten und an ihren Aufgaben stets gewachsenen Mannschaft im morgigen Halbfinale der UEFA Champions League den Grundstein für eine Überraschung zu legen und ins Endspiel im Londoner Wembley-Stadion einzuziehen.“

Ein weiterer Seitenhieb des BVB dokumentiert zudem, dass sie sich eine Kontaktaufnahme durch den FC Bayern gewünscht hätten. Aber: „Vom FC Bayern München hat sich bis zum heutigen Tag in dieser Angelegenheit kein Offizieller bei Borussia Dortmund gemeldet.“

Der Abschied des 20-Jährigen wurde zu einem äußerst brisanten Zeitpunkt bekannt. Nur wenige Stunden vor der geplanten Pressekonferenz mit Trainer Jürgen Klopp zum Halbfinal-Hit gegen Real am Mittwoch sickerte die Nachricht durch.

Klopp und Sportdirektor Michael Zorc baten die Fans darum, Götze in den letzten Spielen der Saison, vor allem aber im Halbfinale gegen Real, „genauso bedingungslos zu unterstützen wie jeden anderen Dortmunder Profi“.

Sollten sich beide deutschen Mannschaften nach Hin- und Rückspiel durchsetzen, käme es am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion zum hoch brisanten Finale zwischen Bayern und Dortmund - es wäre das letzte Spiel Götzes im Borussia-Dress. Schon am 4. Mai spielen die beiden deutschen Vorzeigeclubs in der Bundesliga gegeneinander.

Ein Weggang des Offensivkünstlers ausgerechnet nach München ist für die Borussia ein herber Verlust: Bei den beiden Meisterschaften 2011 und 2012 war der Dribbelkünstler ein Garant für den Erfolg. Auch in der laufenden Bundesligasaison erzielte er zehn Tore und bereitete zwölf vor. In der Champions League führte Götze sein Team mit zwei Toren und sieben Assists erstmals seit der Saison 1998 wieder in die Vorschlussrunde.

Dem FC Bayern war mit der Verpflichtung des spanischen Trainers Guardiola, der Lionel Messi beim FC Barcelona zum besten Fußballer der Welt formte, bereits einer der aufsehenerregendsten Transfers der Bundesliga-Historie gelungen. Schon im Januar gab es Meldungen, wonach Götze ein Wunschspieler des früheren Barça-Coaches sei, der ebenfalls zum 1. Juli seinen Job in München antritt. Dort kann er nun mit dem „Mini-Messi“ aus Dortmund arbeiten.

Nach dem Verlust von Götze wollen die Dortmunder ihren Torjäger Robert Lewandowski nicht auch noch gehen lassen. „Es ist mein absoluter Wunsch, dass er nächste Saison beim BVB spielt“, sagte Watzke in einem Interview der „Sport Bild“. Auch über einen Wechsel des Polen nach München wurde immer wieder spekuliert. Die Strategie der Münchner sei seit vielen Jahren gleich. „Dazu gehört seit jeher auch, den Konkurrenten zu schwächen. Wir kalkulieren Angriffe aus München ein. Allen Solidaritätsaussagen zum Trotz“, sagte Watzke. „Wir versuchen uns aber mit unseren Mitteln zu wehren. Unsere Spieler müssen dann entscheiden, welcher Verein das bessere Paket darstellt.“ Götze hat sich für den FCB entschieden.