Vor Bundesliga-Finale Köln im Abstiegskampf der entscheidende Faktor
Hamburg (dpa) - In Hamburg und Freiburg sind die Gedanken vor dem absehbar dramatischen 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga auch beim 1. FC Köln und dessen entscheidender Rolle im Abstiegskampf.
„Wir hätten nichts dagegen, wenn Köln in Wolfsburg gewinnen würde“, sagte Christian Streich. Der FC ist Tabellenletzter, steht als Absteiger fest - und hat am Samstag doch erheblichen Anteil daran, wer in der kommenden Saison ebenfalls in die 2. Liga muss.
Wolfsburg, das unter Trainer Bruno Labbadia seit drei Spielen nicht mehr gepunktet hat, aber in der Vorbereitung auf das Duell bloß keine besonderen Maßnahmen wollte? Der HSV, der unter Trainer Christian Titz tatsächlich Abstiegskampfeuphorie in der Hansestadt entfacht hat, aber voll auf Schützenhilfe angewiesen ist? Oder doch die Streich-Elf, die als einzige der noch bedrohten Mannschaften alles in der eigenen Hand hat?
Die Optionen sind überschaubar: Gewinnen die Kölner ihre Abschiedspartie beim Tabellen-16. VfL Wolfsburg, ist Freiburg unabhängig vom eigenen Ergebnis gegen den FC Augsburg gerettet. Für den Hamburger SV dagegen ist ein Sieg des FC gegen die Wölfe wohl Voraussetzung dafür, sich zum dritten Mal in fünf Jahren doch noch in die Relegation zu retten. Dazu muss der HSV aber zwingend das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach gewinnen. Wolfsburg reicht dank der klar besseren Tordifferenz aller Voraussicht nach ein Punkt gegen Köln, um den direkten Abstieg zu vermeiden. Sicher in der Liga bleiben kann der VfL bei einem eigenen Sieg nur, wenn der SCF gegen den FCA verliert.
Der erste Abstieg seit dem Aufstieg 1997 „wäre eine Katastrophe für jeden von uns. Das will kein Profi erleben“, sagte Wolfsburgs Mittelfeldspieler Joshua Guilavogui zur drohenden Schmach für den Pokalsieger von 2015. Der Druck auf die VfL-Verantwortlichen ist enorm groß. Auf ein Kurz-Trainingslager oder besondere Maßnahmen wurde verzichtet. „Wir wollen bewusst kein Trara. Es ist nicht so, dass man die Spieler noch mal zumüllt“, sagte Labbadia.
Von einem Rückhalt durch die Anhänger wie in Hamburg kann man in Wolfsburg nur träumen. Labbadia musste sich zuletzt mehrfach in Gesängen verhohnepipeln lassen und das Duell gegen Köln ist nicht mal ausverkauft. Der Club rechnet mit 26.000 Fans, darunter 2500 Anhänger aus Köln. Das Fassungsvermögen des Stadions wurde aufgrund der Pufferzone am Gästeblock von 30.000 auf 28.800 Plätze reduziert.
Freiburg kann auf ein ausverkauftes Schwarzwald-Stadion setzen. „Unsere Zuschauer haben das richtige Verständnis für unsere Spieler. Das ist für uns elementar wichtig“, sagte Streich. Die 57.000 Karten für die Partie in Hamburg sind ebenfalls längst verkauft. Beim öffentlichen Training am Donnerstag waren bereits mehrere tausend Zuschauer dabei und feierten die Profis und Coach Titz.
Der Hoffnungsträger auf der Bank wird gegen Gladbach, das seinerseits noch ein klein wenig auf Rang sieben und die mögliche Teilnahme an der Europa League schielt, wohl nicht viel verändern. Im Vergleich zur Niederlage in Frankfurt dürfte Filip Kostic in die Startelf zurückkehren. Flügelflitzer Tatsuya Ito hat seine Gehirnerschütterung auskuriert und dürfte ebenfalls beginnen. Nicolai Müller drängt nach seinem Elf-Minuten-Comeback nach Kreuzbandriss auch ins Team, wird aber wohl als Edeljoker erst mal auf der Bank sitzen. „Er trainiert derzeit sehr gut. Man muss aber abwägen, ob er von Beginn an spielen kann“, sagte Titz. Es sei aber „sehr positiv, dass wir auf den Offensiv-Positionen so viele Alternativen haben“.
Auch in Freiburg sind bis auf die Langzeitverletzten alle einsatzbereit, auch die zuletzt angeschlagenen Profis Julian Schuster und Caglar Söyüncü. Wolfsburg muss gegen Köln dagegen neben Marcel Tisserand und Victor Osimhen auch auf Riechedly Bazoer verzichten, der am Montag am Meniskus operiert wird. Fraglich sind noch die Einsätze von Ignacio Camacho und Daniel Didavi.
Alles in allem also keine guten Voraussetzungen für den VfL, der von Köln auch einiges an Gegenwehr erwarten darf. „Wenn ihr am letzten Spieltag noch Hilfe braucht, gegen Wolfsburg werden wir alles tun“, hatte FC-Trainer Stefan Ruthenbeck seinem Kollegen Streich vor zwei Wochen nach dem Abstieg in Freiburg versprochen.