Köln kämpft - und Lukas Podolski bekommt Gänsehaut
Köln (dpa) - Der 1. FC Köln stemmt sich gegen den Abstieg - aber nur mit einem Teilerfolg beim 1:1 (0:0) gegen Stuttgart. Der Relegationsplatz soll es am Ende sein. Der Heim-Einstand von Interimstrainer Frank Schaefer macht Mut.
Der 1. FC Köln kämpft. Gegen den fünften Abstieg seiner Profis, für ein Ende der Chaos-Tage, für Harmonie in einem Verein, der eine Nicht-Einheit war, ob auf oder neben dem Platz. Mittendrin im Ringen um die bessere Zukunft: Lukas Podolski, der noch immer nicht offenbart hat, ob er Teil des Ganzen bleiben will. Seine Emotionen offenbarten nach dem 1:1 gegen den VfB Stuttgart eines: Im Herzen wird Podolski immer FCler sein.
Es war ein vehementes Plädoyer für seinen Noch-Arbeitgeber, das Podolski nach Slawomir Peszkos 1:0 (50. Minute) und trotz Cacaus Billard-Ausgleich (71.) von sich gab: „Für mich ist der FC wichtig, das ist mein Verein, es geht nur um den FC. Der FC muss die nächsten Jahre nach vorn kommen. Das Potenzial haben wir“ - Betonung: „Wir“.
Die Gegenwart bleibt trist, wenngleich die FC-Anhänger unter den 50 000 ihre Mannschaft pausenlos antrieben. Podolski: „Da geht das Herz auf, da kriegt man Gänsehaut.“ Dennoch: Das Remis wird wohl nur das Duell gegen den Zweitliga-Dritten nach sich ziehen. „Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Relegation gehen“, machte Claus Horstmann, Vorsitzender der FC-Geschäftsführung, klar.
Podolski wollte nichts davon wissen. „Ich schaue erstmal auf zwei Spiele“, ließ er nach dem Heimdebüt von Interimstrainer Frank Schaefer wissen. In Freiburg und gegen seine früheren Bayern am 5. Mai gewinnen, das Unmögliche möglich machen - das wär's, das will Podolski mit Macht herbeireden.
Gegen den VfB präsentierte sich ein „neuer“ FC, der Lust auf Fußball erkennen ließ. Zu wenig indes, um noch mehr Hoffnung zu schaffen. „Wir hätten den Sieg absolut verdient gehabt. Wir müssen das 2:0 machen. Ich hatte da ein paar Dinger auf dem Fuß, die normal aufs Tor gehen müssen“, sagte Podolski selbstkritisch. „Und dann kassieren wir quasi aus dem Nichts so ein blödes Tor.“
Doch sie nehmen einiges mit in den Schlussakkord einer verkorksten Saison. Rücktritt von Boss Wolfgang Overath, Rauswurf von Manager Volker Finke und Chefcoach Stale Solbakken, Undiszipliniertheiten von Spielern wie Miso Brecko und zuletzt Peszko - der FC produzierte fast nur noch negative Schlagzeilen.
Aber sie fassen Mut. Das 1:1 als Neuanfang? Von Montag an, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung mit der Neuwahl des Präsidiums, soll ein Ruck durch den gesamten FC gehen. Horstmann: „Der Montag ist ganz wichtig, um Ruhe in den Club zu bekommen und endlich die zielführenden Entscheidungen treffen zu können, die jetzt wichtig sind auf der Sportdirektoren-Position und Richtung kommende Saison.“
Podolski schien es kaum zu kümmern, ob es zur Kampfabstimmung zwischen der einen Kandidatencrew um Werner Spinner und Toni Schumacher oder der anderen mit dem früheren FC-Manager Karl-Heinz Thielen kommt. „Was da passiert oder nicht, wird man am Dienstag mitbekommen“, sagte Podolski, der für sein öffentliches Pro-Thielen-Votum einen heftigen Horstmann-Rüffel einstecken musste.
Auf dem Rasen trieb Podolski alle nach vorn. Torhüter Michael Rensing machte für „die beste Leistung seit vielen, vielen Wochen“ allerdings einen anderen aus: Schaefer. „Das Training macht riesig Spaß, wir sind viel aggressiver. Dieser alte Mief geht ein bisschen raus, jeder fühlt sich freier, alle sind sehr, sehr motiviert.“ Freude komme auf: „Das spürt man“, meinte Rensing, der es für „keine schlechte Idee“ hält, an Schaefer über das Ende dieser Spielzeit hinaus festzuhalten und mit ihm in die Zukunft zu gehen.
Schaefer fand schon am Jetzt Gefallen: „Die Mannschaft hat einen Auftritt hingelegt, wie man im Abstiegskampf spielen muss.“ Sie habe als Einheit funktioniert nach den vielen Pleiten. Die Erkenntnis: „Wenn eine Mannschaft funktioniert, funktioniert auch der Einzelne.“