Königsklasse dank Keller - Schalke stolzer Dritter
Gelsenkirchen (dpa) - Freude, Stolz, Genugtuung - all diese Gefühle vermischten sich bei Jens Keller nach dem erfolgreichen Abschluss einer Achterbahn-Saison.
Allen Widrigkeiten und Rückschlägen zum Trotz hat der FC Schalke 04 mit dem 43 Jahre alten Trainer die beste Bundesliga-Rückrunde der Vereinsgeschichte hingelegt und sich auf direktem Wege für die Champions League qualifiziert. „Wenn die Kritiker nicht sehen, dass wir einen guten Job gemacht haben, tun sie mir leid“, sagte der Schwabe nach dem souveränen 4:1 (2:0)-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. „Wir beenden die Saison als Dritter und sind die beste Rückrunden-Mannschaft, die Schalke jemals hatte.“
Kellers erster Gedanke galt den traurigen Nürnbergern, die den schweren Gang in die 2. Liga antreten müssen, das erste Lob seinem kompletten Trainerteam. Das sagt viel über den Charakter des anfangs belächelten Coaches, den Manager Horst Heldt vor eineinhalb Jahren nach der Trennung von Huub Stevens von der U 17 abgezogen und als Chef installiert hatte. Nun darf „Königsblau“ zum dritten Mal in Serie in der Königsklasse starten - ein Novum.
„Ich möchte meinem gesamten Trainer- und Funktionsteam von Herzen danken für ihre Leistung“, sagte Keller. Es sei „nicht immer einfach gewesen, aber wir haben zusammengestanden, uns unterstützt und nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nur mit so einem starken Team kann man reißen, was wir geschafft haben.“
Verletzungen en masse, Skepsis bei den Fans, Kritik in der Öffentlichkeit und immer wieder Gerüchte über seine angeblich bevorstehende Ablösung - Keller hat dies alles ruhig, wenn auch mit Verwunderung ertragen und seinen Weg unbeirrt fortgesetzt. Das verdient größte Anerkennung. „Was wir an Rückschlägen weggesteckt haben...“, sinnierte der Trainer. „Es gibt nicht viele Mannschaften in Deutschland, die zu so etwas in der Lage sind. Ich wurde oft belächelt, wenn ich vom Willen und Charakter dieser Mannschaft gesprochen habe, jetzt bin ich unheimlich stolz.“
Selbst als die Nachricht von Thomas Tuchels Wunsch nach vorzeitiger Vertragsauflösung in Mainz am Samstag auch durch die Veltins-Arena waberte und prompt über dessen Wechsel nach Schalke spekuliert wurde, verlor Keller nicht die Contenance: „Langsam wird es ja peinlich. Darüber kann ich nur noch schmunzeln.“
Bis zu elf Stammspieler musste Keller zeitweise ersetzen, und das auch in Phasen der Doppelbelastung durch Bundesliga und Champions League. Letztlich knobelte der Fußball-Lehrer fast immer die richtige Taktik aus und fand die besten personellen Lösungen. Beispiele: Die blutjungen Max Meyer und Leon Goretzka reiften unter Keller sogar zu WM-Kandidaten. Der ebenfalls der U 19 entsprungene Kaan Ayhan erwies sich als Defensiv-Allzweckwaffe. Und auch mit dem Torhüter-Tausch inmitten der Holper-Hinrunde traf Keller ins Schwarze. Ralf Fährmann ersetzte Routinier Timo Hildebrand und wurde mit überragenden Leistungen zum Eckpfeiler des Erfolgs.
Auch Heldt, der mit der Beförderung von Keller ein Wagnis eingegangen war, konnte seine Freude über die Leistungen von Team und Trainer nicht verhehlen. „Im Winter waren wir von der Champions-League-Quali meilenweit entfernt, hatten enorm viel aufzuholen und viele Rückschläge zu verkraften“, so der Manager. Er gab zu, dass er da mal gezweifelt habe, ob man die gesteckten Ziele noch erreichen könne.
„Uns war klar: Wir müssen was verändern“, sagte Heldt. Neben der Einstellung einer Psychologin hätten viele Gespräche auf allen Ebenen zur positiven Entwicklung beigetragen. Man habe die richtigen Entscheidungen getroffen, das Team sei fokussiert geblieben und als Einheit aufgetreten. Heldts Fazit nach der „intensiven Saison, die „an die Nerven jedes einzelnen“ gegangen sei: „Am Ende sind wir verdient Dritter geworden und nehmen zum dritten Mal in Folge an der Champions League teil. Das ist, was zählt.“