Kritik an Referees reißt nicht ab

Frankfurt/Main (dpa) - Den Schiedsrichtern dröhnen in der Fußball-Bundesliga weiter die Ohren. Pfiffe und lautstarke Kritik an den Referees gab es auch am Wochenende wieder, vor allem das Dauerthema Handspiel im Strafraum erhitzte die Gemüter.

Foto: dpa

Erst vor einer Woche hatte die Headset-Panne in Frankfurt für Aufregung gesorgt. Erneut fühlt sich die Eintracht betrogen. Man habe von solchen gravierenden Fehlentscheidungen „einfach die Nase voll“, sagte deren Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen, zugleich Mitglied im Vorstand des Ligaausschusses.

„Wir machen uns doch alle total verrückt. Was ist Hand, was nicht? Absicht oder angeschossen? Was ist eine natürliche Handbewegung? Was ist eine kurze Distanz? 1,30 Meter, 1,40 Meter? Das Regelwerk ist so oft verändert worden. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es früher war“, kritisierte Frankfurts Trainer Thomas Schaaf.

Auch einen Tag nach dem 2:2 bei Schalke 04 äußerte Bruchhagen in der Sport1-Sendung „Doppelpass“ seinen Unmut über Referee Markus Schmidt. „Ich bin total unzufrieden mit der Schiedsrichterleistung“, sagte der 66-Jährige. Die Frankfurter beklagten vor allem einen Elfmeter gegen sich, den Schmidt pfiff, nachdem Slobodan Medojevic angeschossen worden war. Als Schalkes Innenverteidiger Kaan Ayhan den Ball im Strafraum mit dem Oberarm abwehrte, blieb Schmidts Pfeife hingegen stumm. „Eine Farce“, schimpfte Bruchhagen.

Bereits vergangene Woche hatten die Frankfurter beim 0:1 gegen Augsburg mit Spielleiter Manuel Gräfe gehadert, der den Hessen keinen Strafstoß zusprach, weil beim Schiedsrichter-Gespann offensichtlich das Headset versagte.

Absichtliches Handspiel oder nicht? Eine ähnliche Situation wie in Gelsenkirchen hatte auch beim 2:0-Sieg des FSV Mainz 05 gegen Borussia Dortmund für Aufregung gesorgt. Diesmal war der Mainzer Torjäger Shinji Okazaki der Gelackmeierte, hatte aber ebenso wie sein Team das Glück, das Ciro Immobile den Elfmeter verschoss.

„Wo soll er mit den Händen denn hin?“, verteidigte der Mainzer Manager Christian Heidel den japanischen Profi. Es sei zwar „ganz, ganz schwierig“ für die Schiedsrichter. Aber man habe wohl vergessen, dass man irgendwann gesagt habe: Wer aus einem Meter Entfernung den Ball an die Hand oder an den Arm bekommt, sei angeschossen worden. Aufsteiger Paderborn wiederum hatte Glück, dass der Unparteiische Knut Kircher beim Stand von 1:0 gegen Hannover in der 90. Minute kein Handspiel von Daniel Brückner anzeigte.

Dieter Hecking zeigte sich am Sonntagabend trotz des 4:1-Sieges seiner Wolfsburger gegen Bayer 04 Leverkusen verärgtert über die Diskussionen um die Handspiel-Regel: „Mir geht das ganz klar auf den Keks. An unserem Spiel wird rumgedoktert wie an einem offenen Herzen. Man will es immer noch schneller machen, irgendwann haben wir die Auszeiten, damit wir noch mehr Werbung haben. Die sollen das endlich begreifen: Fußball ist das einfachste Spiel der Welt. Die sollen sich weiter ihre Gedanken machen. Irgendwann kommen sie auf die Idee, man sollte alles so lassen wie es war.“

Und noch ein Aufreger vom Wochenende: Bei der 2:4-Niederlage in Augsburg war Bremens Chefcoach Robin Dutt stinksauer, weil Referee Marco Fritz in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Strafstoß gegen Werder pfiff - dabei hatte Augsburgs Stürmer Sascha Mölders kurz zuvor im Abseits gestanden. Der Elfmeter sei „ein Witz“, wütete Dutt. „Das werden wir so nicht akzeptieren.“ In der „Bild am Sonntag“ ruderte er dann ein paar Meter zurück: „Was da entschieden wurde, war kein Bundesliga-Niveau. Aber wir können ja nichts machen.“

Dass Freiburgs Trainer Christian Streich an der Seitenlinie herumtobt, kennen die Unparteiischen längst. Beim Ausgleich für Hertha BSC in der sechsten Minute der Nachspielzeit am Freitagabend bekam Schiedsrichter Florian Meyer verbale Prügel, weil er den Freistoß gepfiffen hatte, den Ronny zum 2:2 nutzte. Vereinspräsident Fritz Keller fühlte sich „im wahrsten Sinne des Wortes beschissen“. Wie so einige mehr an diesem turbulenten Bundesliga-Wochenende.