Wie sich Schalke selbst schadet
Beim 2:2 gegen Frankfurt holt der Klub einen Rückstand auf, doch dann fliegen Boateng und Draxler völlig zu Recht vom Platz.
Gelsenkirchen. Dass dieses Spiel für Verwirrung gesorgt hatte, konnte eigentlich niemanden wundern. Vier Tore, drei Platzverweise und einige merkwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen bekamen die Zuschauer in der Gelsenkirchener Arena beim 2:2 (1:2) zwischen dem FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt zu sehen. Und besonders Jens Kellers Aussagen waren überraschend. „Beide Seiten können mit dem Schiedsrichter nicht zufrieden sein. Seine Entscheidungen waren nicht optimal“, sagte der Trainer der Schalker.
Dabei waren es eigentlich die Frankfurter, die vom Referee Markus Schmidt benachteiligt wurden. Sie mussten eine äußerst fragwürdige Elfmeter-Entscheidung wegen vermeintlichen Handspiels gegen sich akzeptieren, zudem verwehrte ihnen Schmidt einen Strafstoß nach einem Handspiel von Kaan Ayhan. „Ich bin total unzufrieden mit der Schiedsrichterleistung“, sagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen gestern in der Sport1-Sendung „Doppelpass“. Man habe von solchen gravierenden Fehlentscheidungen „die Nase voll“.
Keller haderte dagegen mit der Gelb-Roten Karte, die Kevin-Prince Boateng nach 61 Minuten gezeigt bekam. Allerdings war diese Entscheidung genauso vertretbar, wie die Rote Karte für Julian Draxler wegen Nachtretens gegen Carlo Zambrano zehn Minuten danach unabdingbar war.
Bei all diesen Diskussionen kam allerdings viel zu kurz, dass der Ruhrgebietsklub wieder eine Halbzeit lang vollständig enttäuschte. Die Hoffnung der Verantwortlichen, dass das 1:1 unter der Woche in der Champions League beim FC Chelsea womöglich die Wende eingeleitet haben könnte, löste sich sofort wieder in Luft auf. Die Frankfurter hatten zunächst keine Mühe, durch Treffer von Alexander Meier (15.) und Marco Russ (24.) in Führung zu gehen.
Eric-Maxime Choupo-Moting erzielte per Elfmeter den glücklichen Anschluss (40.). Und als sich die Schalker in der zweiten Hälfte wieder einmal in eine Begegnung hineinkämpfen mussten und Julian Draxler (50.) an seinem 21. Geburtstag sogar noch den Ausgleich erzielte, sah alles nach einer Wende aus. Bis sie sich durch die Undiszipliniertheiten selbst dezimierten und schädigten. Sechs Pflichtspiele in Folge ohne Sieg, zwei Punkte in der Bundesliga nach vier Partien machen den schlechtesten Saisonstart nach 47 Jahren perfekt. Neben neun verletzten Spielern kommen mit Draxler und Boateng zwei weitere Akteure hinzu, die Jens Keller morgen beim Spiel bei Werder Bremen nicht zur Verfügung stehen werden.
Festzuhalten bleibt, dass es der Schalker Mannschaft in der Bundesliga in sämtlichen Spielen nicht gelungen ist, eine dauerhaft konzentrierte Leistung auf den Platz zu bringen. In jedem Spiel zeigten die Schalker zwei völlig gegensätzliche Gesichter — von leidenschaftslos bis hochmotiviert. Die Krise rund um den Schalker Markt ist mittlerweile nicht mehr wegzudiskutieren.