Kurioses Jubiläum: Bayern siegt 4:1 und dankt Neuer
München (dpa) - Nach dem Ende der torreichen Geburtstagsfete eilte Pep Guardiola gleich zum viel gerühmten Mann des siegreichen Abends. Kurz umarmte der Spanier Manuel Neuer, eine gestenreiche Erklärung schickte der Trainer gleich hinterher.
„Wir haben gewonnen, weil Manu zwei, drei Bälle überragend gehalten hat“, dankte der Erfolgscoach dem Schlussmann nach dem Erfolg zum 115-jährigen Vereinsjubiläum.
Der Trainer-Perfektionist („Ich bin immer sauer auf der Bank“) wollte mit dem Fußball-Nationaltorhüter nach dem 4:1 (2:1) gegen den 1. FC Köln aber auch noch einmal über einen Boateng-Rückpass sprechen. Neuer verursachte durch die Aufnahme des Balles einen indirekten Freistoß (23. Minute). Guardiola hatte daraufhin gen Neuer geschaut, sich wiederholt mit dem Zeigefinger an die Stirn getippt. Noch mehr Konzentration, könnte die Botschaft gelautet haben.
„Er ist ein emotionaler Trainer, man weiß ja, wie er an der Linie versucht, uns zu helfen“, beschrieb Neuer den nächsten impulsiven Auftritt seines Power-Coaches mit unbewegter Miene - und verteidigte die Ballaufnahme. „Ich war der Meinung, dass Jérôme beim Rückpass noch ein bisschen gefoult wird.“
Ein wenig kurios war es schon, dass die Münchner nach dem nächsten torreichen Auftritt nicht in erster Linie die Angriff-Stars Franck Ribéry und Arjen Robben lobten, sondern den lange beschäftigungslosen Schlussmann. Als Neuer beim Stande von 1:2 gleich mehrfach gefragt war, demonstrierte er einmal mehr seine Ausnahmeklasse.
„Alles Lob für Manu. Ohne ihn hätten wir das Spiel vielleicht nicht gewonnen“, urteilte Robben nach seinem 17. Saisontor (67. Minute). Damit baute er die Führung in der Torschützenliste erst einmal aus und übertraf auch seinen Bestwert (16 Tore) aus der Saison 2009/10.
Neben dem Niederländer trafen bei der „Three-Points-Birthday-Party“ (David Alaba) Bastian Schweinsteiger (3. Minute) und Franck Ribéry (10.) in einer überragenden Anfangsphase sowie Robert Lewandowski (75.) zum Endstand. Zweimal leistete Robben die Vorarbeit, er ist als Liga-Topscorer an 24 Treffern beteiligt. „Wir haben Robben in der besten Verfassung, Ribéry kommt jetzt langsam in die beste Verfassung“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Neuer, Ribéry und Robben liefen schon im von Matthias Sammer geforderten „Maschinenmodus“. Insgesamt aber hätte sich der Sportvorstand mehr Souveränität gewünscht. Man müsse das Spiel besser kontrollieren, wenn man nicht von der Individualität von Neuer oder Ribéry allein leben wolle, betonte Sammer. „Die K.o.-Spiele kommen und dann kannst du dir das möglicherweise nicht erlauben.“ Die nächsten stehen am Mittwoch in Pokal gegen Eintracht Braunschweig und eine Woche später in der Königsklasse gegen Schachtjor Donezk an.
Sammer spielte auf die starke Phase der Gäste an, die durch Anthony Ujah (45.+1) zum Anschluss gekommen waren. Erst zwang Ujah (58.) den Welttorhüter aus kurzer Distanz zu einer Weltklasse-Parade, dann vereitelte er einen Drehschuss von Marcel Risse.
„Den Ball von Ujah macht man im kalten Zustand nicht ohne weiteres weg, aber deswegen ist er auch der weltbeste Torhüter“, analysierte Kölns Manager Jörg Schmadtke. Nachdem die Gäste die Münchner nett bei den ersten beiden Toren begleitet hatten, lieferten sie nach Ansicht von Trainer Peter Stöger doch noch ein „ordentliches Spiel“ ab. „Aber das Problem ist, das da nicht irgendein Torwart im Tor steht“, umschrieb es der österreichische Coach.