Kurz soll Hopp-Projekt Hoffenheim retten
Frankfurt/Main (dpa) - Der Nächste bitte! Bereits als fünfter Trainer innerhalb von zwei Jahren wagt sich jetzt Marco Kurz an das Risiko-Projekt Hoffenheim.
Neun Monate nach seinem Aus auf dem Betzenberg erhält der ehemalige Coach des 1. FC Kaiserslautern damit eine weitere Bewährungschance im Profigeschäft und wird am Mittwoch als neuer Hoffnungsträger beim Krisenclub aus dem Kraichgau vorgestellt. „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit ihm die Klasse halten“, sagte 1899-Manager Andreas Müller bei Sky sport news HD.
Offizieller Dienstbeginn in der Provinz ist der 1. Januar. Nach der schlechtesten Bundesliga-Hinrunde der TSG 1899 Hoffenheim seit ihrem Aufstieg 2008 soll ausgerechnet der emotionale Arbeiter Kurz das ursprünglich visionäre Konzept von Mäzen Dietmar Hopp retten.
Müller kennt den ehemaligen Bundesliga-Profi (300 Spiele/5 Tore) noch aus gemeinsamen Spieler-Zeiten beim FC Schalke 04 und ist mit Kurz befreundet. „Ich weiß, wie er als Trainer arbeitet. Ich schätze seine charakterlichen Eigenschaften“, bedachte der Manager den neuen Trainer mit Vorschusslorbeeren. „Es ist wichtig, dass ich einen Trainer an meiner Seite habe, dem ich vertraue.“
Kurz bringt den Österreicher Günther Gorenzel als Co-Trainer mit, der ihn bereits bei seinen früheren Stationen TSV 1860 München und FCK unterstützt hat. Interimscoach Frank Kramer konnte sich mit zwei Niederlagen aus zwei Spielen nicht empfehlen und kehrt in sein Amt als Verantwortlicher der U 23 zurück. „Selbstverständlich werde ich auch in dieser Tätigkeit das neue Trainerteam in jeder mir möglichen Art und Weise unterstützen“, sagte Kramer. Die bedrohliche Situation der Hoffenheimer auf Rang 16 konnte auch er nicht verbessern.
Da Kaiserslautern in der 2. Liga derzeit den dritten Platz belegen, könnte es am Ende der Saison zu einem spannenden Wiedersehen für Kurz mit seinem Ex-Club kommen: Nach dem momentanen Stand würden Hoffenheim und der FCK die Relegation bestreiten. Hoffenheims Manager Andreas Müller soll sich mit Kurz auf einen leistungsbezogenen Kontrakt bis 2014 geeinigt haben, berichtete die „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Heidelberg).
Müller hatte schon nach dem 1:3 am Sonntag gegen Borussia Dortmund - der sechsten Niederlage hintereinander - das Profil des künftigen Verantwortlichen auf der Bank erklärt: „Es muss einer sein, der sich 100-prozentig mit der TSG identifiziert, der Erfahrung hat, wie man eine Mannschaft aus so einer Situation rausholt.“
Am 3. Dezember hatten sich die Hoffenheimer von Markus Babbel getrennt. Der Europameister von 1996 hatte im Sommer in seiner Doppelfunktion als Trainer und Manager Fehleinkäufe wie Chris. Patrick Ochs und Eren Derdiyok zu verantworten und war dann mit der Mannschaft völlig aus der Spur gekommen. Dabei hatte Babbel die Teilnahme an der Europa League als Saisonziel ausgegeben.
„Über allem steht der Klassenerhalt“, sagte Müller angesichts der prekären Lage beim Herbstmeister von 2008. Die Mannschaft liegt bereits sieben Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz. Kurz kennt diese Situation: Er war mit Kaiserslautern vor einem Jahr in den Tabellenkeller gerauscht und am 20. März nach 16 sieglosen Spielen beurlaubt worden. Unter seinem glücklosen Nachfolger Krassimir Balakow stiegen die „Roten Teufel“ am Ende ab.
Kurz ist ein weiterer Versuch der Hoffenheimer, nach Ralf Rangnicks Abgang am Neujahrstag 2011 Kontinuität in die Trainerfrage zu bekommen. Der Club des mächtigen Mäzens Dietmar Hopp hatte dabei kein gutes Händchen: Weder Marco Pezzaiuoli noch Holger Stanislawski oder zuletzt Markus Babbel brachten die TSG wieder nach vorne. „Der Verein hat im Sommer schon einen großen Umbruch erlebt, jetzt muss hier Ruhe und Konstanz rein“, meinte Müller.
Der TSG-Manager und Kurz spielten von 1995 bis 1998 bei Schalke 04 zusammen. Als Profitrainer feierte Kurz erste Erfolge bei 1860 München. Kaiserslautern führte er gleich in seiner ersten Spielzeit 2010 zurück in die Bundesliga, im ersten Jahr im Oberhaus gelang ihm mit Platz sieben eine hervorragende Platzierung. „Marco Kurz hat sicher nachgewiesen, dass er es kann. Er hat oft einen sehr guten Job gemacht, wie in Kaiserslautern“, sagte „Kaiser“ Franz Beckenbauer bei Sky. Viel Zeit hat Kurz nicht.