Leipziger Alltag: Profis schwitzen, Funktionäre verhandeln

Grassau (dpa) - Ralf Rangnick sitzt auf einem Holztisch am Spielfeldrand und beobachtet interessiert die Übungseinheiten. Der Sportdirektor von Bundesliga-Neuling RB Leipzig hat, wie alle aus Ralph Hasenhüttls Trainerstab, einen schwarzen Trainingsanzug an.

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Rangnick hält sich zurück. „Ich habe keinerlei Ambitionen“, sagt er gelassen und unterstreicht das, indem er ab und zu Autogramme schreibt und Kindern willig Fragen beantwortet. Aber er kümmert sich auch um andere wichtige Dinge.

Wie zum Beispiel um den Wechsel seines bisherigen Linksverteidigers Anthony Jung zum Ligakonkurrenten FC Ingolstadt. Während die RB-Profis in zwei Gruppen einen Athletik- sowie einen Spielformen-Block absolvieren, ist Rangnick mit Kopfhörern im Ohr auf Achse. Wild gestikulierend umrundet er telefonierend das Trainingsgelände.

Jung ist nicht mehr dabei, letzte Modalitäten für seinen Transfer zu den Ingolstädtern werden geklärt. „Am späten Montagabend sind wir uns finanziell einig geworden“, berichtet Rangnick. Der 24 Jahre alte Jung reiste zum Medizincheck ab. 1,5 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum. Der Vertrag soll wohl bis 2020 datiert sein.

Omer Damari könnte noch zu den RB New York wechseln. Allerdings müsste das bis zum 3. August passieren. Auch hier ist Rangnick eingebunden, will jedoch noch keinen Verzug melden. „Das liegt jetzt einzig bei Omer“, meint der Sportdirektor.

Der Weggang Jungs reißt laut Rangnick keine besondere Lücke in den Defensivverbund. Zwar hat RB den Anspruch, jede Position doppelt und gut zu besetzen, doch die Außenverteidigerpositionen sind prima bestückt. Neuzugang Benno Schmitz aus Salzburg kann sowohl rechts wie links verteidigen. „Vielleicht werden wir in der Innendeckung noch mal aktiv, aber wir stehen nicht unter Zugzwang“, berichtet der Sportdirektor.

Ähnlich scheint auch der Trainer zu denken. Ihn interessiert der Wechsel Jungs kaum. Am zweiten Tag des Trainingslagers im Chiemgau kommen seine Spieler ordentlich ins Schwitzen. Und das liegt nicht am Wetter. Der kühle, teils böige Morgenwind, der durch den Sportpark weht, ist sogar willkommen. Mit Seilbändern um den Bauch und Gewichten auf den dort befestigen Schlitten sprinten und springen sie über den Platz.

Die rund 30 Kiebitze, die sich eingefunden haben, beobachten das Geschehen mit Staunen. Ganz neu ist es zwar für sie nicht, dass ein Bundesligist im Achental sein Trainingscamp aufschlägt - auch der FC Schalke 04 und der VfB Stuttgart waren schon hier; aber es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich die Profis, die man ansonsten nur aus dem Fernseher kennt, schinden müssen.

Und dabei ist das, was auf dem Platz passiert, wohl der entspanntere Teil. Am Nachmittag ist der Kraftraum im komfortablen Golfresort-Hotel der weitaus kräftezehrende Übungsort.