Leverkusen findet seine Mitte

Lars Bender und Christoph Kramer führen Bayer zum 3:0-Sieg in Bremen. Und freuen sich auf das Spiel am Dienstag in Barcelona.

Bremen. So ganz sicher war sich Kevin Kampl nicht. Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen hatte sich den Spielball geschnappt. "Ich hoffe, dass er zu Hause als Andenken einen Ehrenplatz bekommen kann. Aber ehrlich gesagt habe ich noch niemanden gefragt, ob ich ihn auch wirklich behalten darf", sagte Kampl.

Der 24-Jährige durfte. Kampl hatte in seinem 18. Bundesliga-Spiel sein erstes Tor erzielt. Mit einem herrlichen Distanz-Schlenzer in den Winkel besorgte der ehemalige Dortmunder nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung in der 65. Minute den Treffer zum 3:0 (1:0)-Endstand bei Werder Bremen. "Ich bin überglücklich über mein Premieren-Tor, aber noch wichtiger ist, dass wir uns in dieser Woche mit zwei Siegen in zwei guten Spielen aus einer schwierigen Situation befreit haben", sagte Kampl.

Nach dem 1:0 gegen Mainz am Mittwoch konnte Leverkusen mit dem wenig gefährdeten Sieg im Weserstadion einen Sprung ins vordere Tabellen-Drittel machen. Und wie schon gegen Mainz war es erneut das starke defensive Mittelfeld-Duo, das als Wegbereiter des Erfolges herausragte. Lars Bender und Christoph Kramer agierten in der Zentrale mit viel Übersicht, Laufarbeit und Zweikampfstärke. Dazu setzten sie immer wieder ihre Mitspieler gekonnt in Szene. Trainer Roger Schmidt hatte im Hinblick auf das Champions-League-Spiel beim FC Barcelona am Dienstag mit Boenisch für Wendell, Mehmedi für Kampl, Brandt für Calhanoglu und Kießling für Chicharito auf gleich vier Positionen gewechselt. Bender und Kramer sorgten dafür, dass das Gleichgewicht dennoch erhalten blieb. "Die beiden sind sowohl Puffer nach hinten als auch Bindeglied nach vorne. Sie haben das Mittelfeld beherrscht und speziell für Kramer scheinen die engen Räume wie gemacht zu sein", sagte Schmidt.

Wie für die Werkself allgemein, so könnte für Kramer im Besonderen die vergangene Woche der Wendepunkt gewesen sein. Noch am Mittwoch hatte sich der 24-jährige Weltmeister mit erfrischender Ehrlichkeit selbst an den Pranger gestellt. "Gegen Mainz habe ich meine erste gute Partie für Leverkusen gemacht. Davor habe ich teilweise echte Grütze gekickt. Roger Schmidt lässt schon einen brutal anderen Fußball spielen als es Lucien Favre bei Borussia Mönchengladbach getan hat. Daran musste ich mich erst gewöhnen", sagte Kramer.

Nach dem 3:0 bei Werder Bremen, zu dem Mehmedi (31.) und der gebürtige Bremer Julian Brandt mit einem klasse Freistoß (58.) vor 40 005 Zuschauern die ersten beiden Treffer beitrugen, scheint Kramer die Adaption der Leverkusener Spielweise gelungen. Umso mehr freut er sich auf das Duell mit den Barcelona-Stars. "Für so ein Spiel ist man doch Fußballer geworden. Aber wir fahren da bestimmt nicht zum Staunen hin, sondern wollen alles für eine Überraschung geben", sagte Kramer.

Zumal ganz Solingen am Dienstag nach Barcelona schauen wird. Schließlich treten mit Christoph Kramer und Kevin Kampl zwei Söhne der "Klingenstadt" in Europas Königsklasse beim Titelträger an. "Jeder kleine Junge träumt davon, einmal im Nou Camp spielen zu dürfen ", sagte Kampl und erinnerte sich schmunzelnd an das Jahr 2010. "Vor fünf Jahren haben Christoph und ich in einem Interview gesagt, dass wir irgendwann mal zusammen auflaufen werden. Entweder bei Union Solingen in der Altherren-Bundesliga oder beim FC Barcelona in der Champions League. Ein Wahnsinn, dass es dazu jetzt tatsächlich kommt."