Lieberknecht fordert mehr Mut im Duell der Fehlstarter

Braunschweig (dpa) - Vier Niederlagen in vier Spielen, dazu erst ein geschossenes Tor und schon neun Gegentreffer - der Start in die erste Bundesliga-Saison seit 28 Jahren hätte für Aufsteiger Eintracht Braunschweig kaum schlechter sein können.

Trotzdem fühlt sich Torsten Lieberknecht in der Rolle des Außenseiters wohl. „Viele haben uns doch schon abgeschrieben und trauen uns nichts zu. Das ist doch eine super Ausgangsposition. Wir können nur überraschen“, sagte der Eintracht-Trainer. Vor dem Duell der Fehlstarter gegen den Vorletzten 1. FC Nürnberg am Sonntag fordert Lieberknecht allerdings mehr Mut von seinem zuletzt in Hamburg stark verunsicherten Team. „Wir haben auf die Ohren bekommen, aber wir können trotzdem mit Selbstbewusstsein auf den Platz gehen.“ Obwohl es bisher zu keinem Punkt für die Eintracht reichte, hat Lieberknecht positive Ansätze entdeckt.

Der 40 Jahre alte Ex-Profi lobte zum Beispiel die „gute Grundstruktur“ im Spiel seines Teams. „Individuelle und vermeidbare Fehler“ würden allerdings immer wieder zu Gegentoren führen. Die Niederlagen gegen Bremen (0:1) und in Dortmund (1:2) fielen noch knapp aus. Gegen Frankfurt (0:2) und zuletzt in Hamburg (0:4) war die Angelegenheit schon klarer.

Die Niederlagenserie ist für Lieberknecht kein Grund zur Sorge: „Es war doch schon vor dem ersten Punktspiel keine Kunst, uns eine schwere Saison zu prophezeien“, sagt der Trainer. „Bei uns überwiegt der Stolz, in der Bundesliga dabei zu sein.“ Das wurde auch unter der Woche deutlich, als die Eintracht mit kompletter Kapelle zu einem Empfang beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil nach Hannover reiste. „Das ist nichts Alltägliches“, sagte der Coach.

Ausgerechnet am Erzrivalen Hannover 96 können sich die Braunschweiger ein Beispiel nehmen. Das 96-Team war nach dem Aufstieg im Jahr 2002 ebenfalls mit vier Niederlagen in Serie in die Saison gestartet, ehe am fünften Spieltag gegen Bayer Leverkusen der erste Sieg gelang. Am Ende der Saison wurde Hannover Tabellenelfter und etablierte sich in den folgenden Jahren wieder im Oberhaus.

Das möchte auch Eintracht Braunschweig, der deutsche Meister von 1967. Kapitän Dennis Kruppke ist von der Erstliga-Tauglichkeit des Teams überzeugt. „Ich bin der Meinung, dass es nicht dauerhaft so weitergeht mit den Ergebnissen“, sagte der 33-Jährige dem „Kicker“.

Auch im Fall einer erneuten Niederlage würde wohl keine Unruhe im Verein ausbrechen. Die Mannschaft hat bei den Fans noch eine Menge Kredit. Selbst bei der 0:4-Pleite in Hamburg machten die mitgereisten Zuschauer jede Menge Stimmung. „Da kann man auch nicht sagen, dass sie den Spaß verloren hätten“, sagte Kruppke. Für viele Fans kam der Aufstieg früher als erwartet, sie sehen die Bundesliga-Saison als Abenteuer. Die Ansprüche sind geringer als bei anderen Teams.