Lob für van Marwijk - Trainer bringt HSV Glück zurück
Frankfurt/Main (dpa) - Als Bert van Marwijk nach 2476 Tagen mit einem Teilerfolg auf die Bundesligabühne zurückgekehrt war, gab es einen zarten Schulterklopfer von Sportdirektor Oliver Kreuzer. „Der Punkt ist ein wertvoller Schritt - für die Mannschaft, für das Vertrauen, für die Moral.
Wir sind nach den Rückständen ruhiggeblieben und haben an unserer taktischen Marschroute festgehalten. Das kann man dem Trainer zuordnen“, würdigte Kreuzer nach dem 2:2 (1:1) bei Eintracht Frankfurt das Verdienst des seit Mittwoch im Amt befindlichen van Marwijk.
Mit dem Punktgewinn in Frankfurt feierte der Holländer einen gelungenen Einstand als Trainer des Hamburger SV, der sich nach den vergangenen Chaos-Wochen und der Entlassung von Thorsten Fink wieder als Einheit präsentierte. Der ehemalige Bondscoach, der Mitte Dezember 2006 bei Borussia Dortmund entlassen worden war, wollte um seine Rückkehr kein großes Tamtam machen. „Ich habe zweieinhalb Jahre in der Bundesliga gearbeitet. Das Gefühl war nicht anders. Man gewöhnt sich wieder ganz schnell daran. Es ist alles, wie es war“, erklärte der 61-Jährige.
In knapp sieben Jahren hat van Marwijk also kaum Veränderungen in der Bundesliga wahrgenommen, dafür bewirkte er in nur zwei Tagen beim HSV eine ganze Menge. „Der Trainer hat uns sehr gut eingestellt auf Frankfurt. Es war beeindruckend, dass wir uns sehr gezielt und effektiv vorbereiten konnten“, lobte Marcell Jansen.
Mit dem späten Ausgleich in der 86. Minute belohnte Jansen das Aufbäumen der Hamburger, die damit völlig neue Qualitäten an den Tag legten. „Entscheidend war, dass wir an unserer Strategie festgehalten haben. In den vergangenen Spielen haben wir nach einem Rückstand oft versucht, diese zu ändern. Das ging dann zumeist in die Hose“, meinte Kreuzer. Und Jansen stellte fest: „Es gab auch schon Spiele, in denen wir auseinandergefallen sind und fünf, sechs, sieben Gegentore bekommen haben. Wir haben zwar wieder Fehler gemacht und Gegentore bekommen, aber wir haben dieses Mal zurückgeschlagen.“
Und das gleich zweimal. Zunächst egalisierte Pierre-Michel Lasogga (45.+3) das Frankfurter 1:0 durch Johannes Flum (31.), dann Jansen den zweiten Eintracht-Treffer von Marco Russ (54.). „Wichtig war, dass wir als Mannschaft aufgetreten sind“, sagte Lasogga.
Auch er strich die Rolle des Trainers heraus: „Er hat versucht, uns Vertrauen zu schenken. Er hat gesagt, er weiß, dass wir Fußball spielen können. Man hat heute in einigen Passagen gesehen, dass wir es drauf haben. Ich glaube, in den nächsten Wochen werden wir mehr und mehr vom Trainer profitieren.“ Kapitän Rafael van der Vaart, der mit van Marwijk in der Nationalmannschaft oft über Kreuz lag, war ebenfalls angetan: „Der Einfluss des Trainers ist deutlich. Wir hatten keine Angst, Fußball zu spielen.“
Eine Wunderheilung durch den neuen Hoffnungsträger innerhalb weniger Tage erwartet allerdings niemand. „Bis man seine Handschrift erkennen kann, vergehen Wochen. Um Automatismen einstudieren zu lassen, braucht es ein, zwei Monate“, betonte Kreuzer. Das weiß auch van Marwijk. „Wir wollen mutigen Offensivfußball spielen. Aber die Mannschaft ist noch sehr verunsichert“, sagte er. Die wichtigste Erkenntnis des Abends aus HSV-Sicht brachte jedoch Routinier Heiko Westermann auf den Punkt: „Wir leben noch.“