Mainz 05 glaubt an Europa - FIFA-Boss lobt Schmidt
Mainz (dpa) - Martin Schmidt hämmert es seinen Fußballern täglich in die Köpfe: „Hört nicht auf zu träumen.“ Und es wirkt. Mit Vehemenz strebt der FSV Mainz 05 Richtung Europa.
Das 4:2 (2:2) am Samstag in der Bundesliga gegen den FC Augsburg lieferte einen weiteren starken Beleg für die gute Arbeit des Trainer aus den Schweizer Bergen. Bemerkenswert authentisch und sachlich war dann auch der Auftritt des 48-Jährigen im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF.
„Wir gehen den Weg der kleinen Schritte weiter. Dann halten wir den Kopf immer oben“, betonte der 05-Coach, der aber nicht verbietet, groß zu denken. „Wir sind ja auch nicht blöd. Wir können die Tabelle lesen“, betonte der zum Saisonende scheidende Manager Christian Heidel.
Schmidts Walliser Landsmann und FIFA-Boss Gianni Infantino bescheinigt Schmidt „extrem erfolgreiche“ Arbeit in Mainz und erinnerte in einem ZDF-Beitrag an ein persönliches Gespräch. „Wenn ich FIFA-Präsident werden kann, kannst du die Champions League gewinnen“, erklärte Infantino. So viel Lob machte auch Schmidt verlegen. Mainz ist die erste Station in der Bundesliga und der Gewinn der Königsklasse weiter entfernt als die heimatlichen Berge.
„Leistung ist planbar“ lautet das Credo des Schweizers. „Wir müssen das lauf- und sprintstärkste Team der Liga sein, sonst haben wir da oben keine Chance“, erklärte Schmidt. 115,5 Kilometer spulten die Mainzer gegen Augsburg (109) ab. Technik, Taktik und Kondition sind drei Säulen der Mainzer Vereinsphilosophie. „Das haben wir fast ausgereizt“, meinte Schmidt.
Die Mentalität ist das vierte tragende Element. „Da hast du nur im Training Einfluss drauf“, weiß Schmidt. Oder in der Vorbereitung wie bei den sogenannten Impulstagen im Januar in seiner Schweizer Heimat. 1000 Höhenmeter im Schnee überwinden, bei Minusgraden auf 2500 Meter Höhe im Zelt übernachten, schweiße zusammen. „Die Bilder davon hängen in der Kabine. Das weckt Erinnerungen, sorgt für Gesprächsstoff wie das Hochzeitsfoto. Das ist der Klebstoff“, erklärte Schmidt.
Die Siegtorschützen gegen Augsburg kamen von der Außenbahn. Christian Clemens (13., 76. Minute) und Pablo De Blasis (24., 53.) glückte jeweils der erste Doppelpack. Für den FCA waren die Treffer von Caiuby (9.) und Ja-Cheol Koo (40.) nicht genug. Trainer Markus Weinzierl beklagte die individuellen Fehler in der Defensive. „Wir haben uns die Suppe selbst eingebrockt“, sagte Kapitän Daniel Baier.
Spannend wie das Restprogramm mit den Aufgaben in Wolfsburg, das die Mainzer um sechs Punkte distanziert haben, Frankfurt und Stuttgart sowie gegen Köln, Hamburg und Hertha BSC wird die neue Zeit in Mainz. Erstmals sah der kommende Manager Rouven Schröder ein Heimspiel live. Das Reden überlässt der 40-Jährige noch Heidel. Der 52-Jährige treibt mit Schmidt die Kaderplanung voran. „Da gibt es keine Anzeichen, dass er nicht mit vollem Herzen bei uns ist“, sagte der 05-Trainer.
Die Weichen sind gestellt, denn nur für Leihspieler Jhon Cordoba und Clemens laufen in Mainz die Verträge aus. Beide lieferten beste Argumente, die ausgehandelten Optionen zu ziehen. Mit 5,5 Millionen Euro ist der Kolumbianer kein Schnäppchen im Mainzer Sinn. Für den gewieften Kaufmann Heidel trotzdem ein gutes Geschäft. „Jhon hat überragende Anlagen. Es wäre eine Investition in der Hoffnung, dass sein Marktwert weiter ansteigt.“