Mainz-Sportdirektor Schröder spürt wachsenden Druck
Saint-Vincent (dpa) - Rouven Schröder genießt die Tage in Italien, doch Urlaubsstimmung kommt beim neuen Sportdirektor des FSV Mainz 05 im Trainingslager nicht auf. „Jetzt wächst der Druck, es geht um die Plätze, die Konkurrenzsituation nimmt zu“, sagte Schröder in Saint-Vincent.
Im Aostatal feilen die Rheinhessen in diesen Tagen unter Anleitung von Trainer Martin Schmidt an der Form, um für die ungewohnte Dreifachbelastung in Bundesliga, Europa League und im DFB-Pokal gewappnet zu sein.
Schröder glaubt, seine Hausaufgaben erledigt zu haben. „Stand jetzt ist der Kader abgerundet. Wir müssten nur reagieren, wenn noch einer geht“, erklärte er. Für die anspruchsvollste Saison in der Vereinsgeschichte fordert er Realismus und Demut. „Erstes Ziel müssen 40 Punkte in der Liga sein, die Europa League ist Zubrot. Unsere erste Hürde ist die Aufgabe im DFB-Pokal in Unterhaching“, erklärte der Nachfolger von Christian Heidel.
Seine erste Station als Bundesliga-Manager geht er angenehm zurückhaltend an. „Die Herausforderung ist schon groß. Aber zu viele Gedanken will ich mir auch nicht machen, die rauben nur den Schlaf“, betonte Schröder. In die Fußstapfen seines übermächtigen Vorgängers will er nicht treten. „Ich gehe meinen eigenen Weg“, sagte der gebürtige Westfale.
Das Mainzer Geschäftsmodell, Spieler zu entwickeln und für gutes Geld weiter zu veräußern, wird von ihm fortgeführt. Dass die Ausgaben derzeit die Einnahmen angesichts des breiter aufgestellten Kaders übersteigen, stört Schröder nicht. „Wir fahren kein Risiko. Heute werden die Transfers verschachtelt abgewickelt. Die Spieler gehören dem Verein“, betonte er.
Die Abgänge der Leistungsträger Julian Baumgartlinger und Loris Karius sieht er ausgeglichen. José Rodriguez und Jean-Philipp Gbamin würden den Konkurrenzkampf im Mittelfeld anheizen. Als feste Größe sieht der Sportdirektor Danny Latza, der den Sprung aus der 2. Liga überraschend problemlos meisterte. Die am 1. August vollzogene vorzeitige Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr bis 2019 ist Ausdruck der Wertschätzung für den defensiven Mittelfeldspieler, der wegen einer Adduktorenverletzung derzeit nur individuell trainieren kann.
Nach dem Kreuzbandriss von Emil Begggreen in Mainz stand bei Schröder das Handy nicht mehr still. 40, 50 Stürmer seien angeboten worden. Reagieren wollen aber weder der Sportdirektor noch der Trainer. Die Mainzer wollen den langfristigen Ausfall mit dem vorhandenen Personal kompensieren. „Berggreen hat bei uns ja noch nie stattgefunden“, meinte Schröder zum Ausfall des erst im Sommer verpflichteten Dänen. Als zusätzlichen Angreifer holten die Mainzer nur U23-Stürmer Aaron Seydel ins Trainingslager nach. „Das war so abgesprochen“, erklärte Schröder.