Mainzer Frust: Falscher Pfiff und kein Gift

Frankfurt/Main (dpa) - Der Frust war förmlich greifbar. Das 1:2 (1:1) des Tabellenzweiten FSV Mainz 05 im Rhein-Main-Derby der Fußball-Bundesliga bei Eintracht Frankfurt verhagelte Thomas Tuchel die Laune.

„Wenn der Schiedsrichter etwas anderes vorhat, müssen wir das hinnehmen“, sagte der 37-jährige Trainer zur spielentscheidende Szene vor 51 500 Zuschauern. Debütant Jan Kirchhoff soll in der 84. Minute den Ball mit der Hand gespielt haben. Schiedsrichter Florian Meyer zeigte auf den Punkt und Theofanis Gekas verwandelte mit seinem 13. Saisontreffer zum 2:1. „Wir sind selbstkritisch genug. Ich hoffe, Herr Meyer, den ich sehr schätze, ist es auch“, erklärte Tuchel.

Zur Mainzer Selbstkritik gehörte auch, dass Tuchel mit seinem Personal hart ins Gericht ging. „Die Eintracht war einfach giftiger als wir, deshalb haben wir verloren“, stellte der Coach ernüchtert fest. Dass sein Team nicht mit dem Druck in einem Derby umgehen könne, wies er indes entschieden zurück. „Es kann immer passieren, dass man keinen Zugriff aufs Spiel bekommt. Das hat nichts mit der Derby-Situation zu tun.“ Sein Präsident Harald Strutz war ratlos. „Ich habe keine Erklärung, warum wir nicht den Derby-Charakter von Anfang an angenommen haben.“

Für Tuchel war es ein typisches Unentschieden-Spiel nach den Treffern von Marco Russ (35.) und dem Ausgleich durch einen Foulelfmeter von André Schürrle (42.) wie schon fünfmal zuvor beim Aufeinandertreffen der Nachbarn. „Damit und der durchschnittlichen Leistung hätten wir gut leben können.“ So wartet die Überraschungsmannschaft der Saison weiter auf ihren ersten Bundesliga-Sieg gegen die Eintracht und kürte Jürgen Klopps Dortmunder unfreiwillig zum Herbstmeister.

„Wir brauchen ja auch noch Ziele“, meinte FSV-Manager Christian Heidel zum verpatzten siebten Anlauf. Der 47-Jährige ist sicher, dass sich die Mainzer in den restlichen Spielen der Vorrunde gegen Schalke 04 und beim FC St. Pauli wieder schadlos halten. „Wir holen noch sechs Punkte.“

„Wir könnten auch da oben stehen. Wir haben uns nicht ins Hemd gemacht und einfach mutig drauflos gespielt“, meinte der starke Eintracht-Kapitän Patrick Ochs. „Das war ein Ausrufezeichen in der ersten Halbzeit“, sagte Ioannis Amanatidis, der nach langem Schmoren auf der Bank wieder einmal von Beginn an spielen durfte. Trainer Michel Skibbe, der seine Mannschaft nach den deutlichen Niederlagen gegen Hoffenheim und in München sowie den Verletzungen von Chris und Maik Franz schon am Rand der Konkurrenzfähigkeit gesehen hatte, wurde eines Besseren belehrt.

„Auf das Vorrunden-Finale gegen Dortmund freuen wir uns schon. Auch nach Köln können wir voller Optimismus fahren“, erklärte Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der den Erfolg unter glücklich, aber verdient abhakte. Fehlen wird den Frankfurtern beim Hinrunden-Abschluss allerdings Stammtorhüter Oka Nikolov. Der 36-Jährige wurde wegen einer Fußverletzung in der Pause von Ralf Fährmann ersetzt und fällt sechs Wochen aus.