„Zu wenig“: HSV schreibt hohe Ziele vorerst ab
Freiburg (dpa) - Die Europacup-Ränge? Sind schon vier Plätze entfernt. Und attraktiven Fußball? Spielt die Mannschaft nur alle paar Wochen einmal: Nach dem 0:1 (0:1) beim SC Freiburg hat sich der Hamburger SV erst einmal von seinen hohen, selbst gesteckten Zielen verabschiedet.
„Das ist zu wenig. So können wir nicht oben dabei sein. Und so haben wir uns nicht vorgestellt, zu spielen“, schimpfte Trainer Armin Veh. Der HSV steckt weiter im Mittelmaß der Bundesliga fest. Grauer als sechs Siege, drei Unentschieden und sechs Niederlagen kann eine Zwischenbilanz nach 15 Spieltagen kaum sein.
Auch Torwart Frank Rost, der häufiger das 0:2 verhindern als einem verpassten 1:1 hinterhertrauern musste, sagte nach dem Spiel: „Wir müssen aufhören, über Ziele zu reden oder irgendwelche Serien anzupeilen. Wir müssen uns nur auf das nächste Spiel konzentrieren.“ Zum Glück aus Sicht des HSV findet das zu Hause gegen Bayer Leverkusen statt. Denn ein Grund für den enttäuschenden Saisonverlauf ist die alarmierende Auswärtsschwäche der Hamburger. Zählt man das Pokalspiel in Frankfurt (2:5) hinzu, war das 0:1 in Freiburg bereits die fünfte Pleite nacheinander in fremden Stadien.
„Ich weiß nicht, wie wir uns vorgestellt haben, auswärts bestehen zu wollen, wenn wir so spielen wie in den ersten 20 Minuten“, meinte Heiko Westermann. In dieser Zeit fiel das frühe Gegentor durch Papiss Demba Cissé (3.) und in dieser Zeit spielte der HSV sogar eher wie ein Abstiegskandidat. Das besserte sich danach zwar ein wenig. Aber unter dem Strich „waren wir zu pomadig, nicht handlungsschnell genug und hatten zu wenig Durchschlagskraft“, kritisierte Veh.
Warum der Traditionsverein auch in dieser Saison so unbeständig ist, war in Freiburg gut zu beobachten. Zwei Tage vor dem Spiel verabschiedete sich mit Mladen Petric (Muskelfaserriss) der nächste Leistungsträger in das mit Joris Mathijsen, Marcell Jansen oder Gojko Kacar ohnehin schon gut gefüllte Lazarett. Und wenn dann jemand wie Nationalspieler Dennis Aogo nach knapp fünf Monaten Verletzungspause wieder ins Team zurückkehrt, „kann er noch nicht richtig fit sein“, erklärte Veh. „Und solange das so ist, werden wir nicht stabil.“
Seine teure und prominent besetzte Mannschaft versagt seit Jahren verlässlich, wenn es um viel geht. Nach dem 4:2 gegen Stuttgart hätte sie in Freiburg den Anschluss an die Spitzengruppe wieder herstellen können. „Aber immer, wenn wir rankommen können, sind wir nicht da“, haderte Veh. Mit Blick auf einen möglichen Umbruch im kommenden Jahr macht er im Moment das Vielversprechendste: Der Trainer stärkt Talente wie Tunay Torun oder Heung Min Son. Der Südkoreaner war am Samstag wieder der auffälligste Spieler des HSV.
Obwohl die Partie erneut durch Torjäger Cissé und dessen elften Saisontreffer entschieden wurde, lobte Freiburgs Trainer Robin Dutt danach ganz bewusst die gesamte Mannschaft. „Sie hat mir von der Organisation her sehr gut gefallen. Wir haben eine reife Spielanlage gezeigt“, sagte er. Als Lohn dafür hat der SC in diesem Jahr schon genauso viele Heimspiele gewonnen wie in der gesamten vergangenen Saison (5). Mit starken 24 Punkten steht er jetzt genau da, wo eigentlich der HSV hinwollte: Auf einem Europa-League-Platz.
„Einziger Wermutstropfen“ (Dutt) ist die Verletzung von Ömer Toprak. Der Verteidiger erlitt eine Schultereckgelenks-Sprengung und wird bereits am 6. Dezember operiert. Ihm droht eine Pause von zehn bis zwölf Wochen. Der 21-Jährige war von seinem Gegenspieler Paolo Guerrero zu Boden gedrückt und anschließend ausgewechselt worden.