Mann mit zwei Gesichtern: VfB-Antreiber Serey Dié
Stuttgart (dpa) - Fast schon unscheinbar läuft Geoffroy Serey Dié nach Spielende an den Journalisten in den Katakomben der Stuttgarter Arena vorbei. Auf dem Rasen dagegen fällt der defensive Mittelfeldspieler sofort auf.
Und das liegt nicht nur an seinem gefärbten blonden Kamm, den sich der Ivorer als Markenzeichen ins schwarze Haar hat rasieren lassen. Aggressiv, giftig, laufstark - Serey Dié kann den abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten mitreißen. „Für ihn müsste man den Begriff Aggressiv-Leader erfinden“, lobte Sportvorstand Robin Dutt.
Gerade der frühere Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes hatte zuletzt bemängelt, dass er aufgrund des begrenzten Budgets im Winter nicht habe in größerem Rahmen einkaufen können. Für den 30 Jahre alten Nationalspieler vom FC Basel konnte der VfB aber immerhin rund 500 000 Euro Ablöse aufbringen. Es hat sich gelohnt, auch wenn er sein Team ab und an mit Fehlpässen in die Bredouille bringt.
Er sei ein grenzenloser Optimist „und lebt auf dem Platz mit seinem Einsatz den Siegeswillen vor. Er genießt eine hohe Akzeptanz“, beschrieb ihn Dutt. „Er hat sich gut in die Mannschaft integriert“, urteilte Stevens über Serey Dié, der sich von Anfang an bemühte, in der eher stillen Mannschaft Kommandos zu geben. „Um mich persönlich geht es hier nicht“, beteuerte er. „Ich denke an die Mannschaft, ich will dem Team helfen.“
In seinen zwölf Einsätzen in der Rückrunde lief er elfmal von Beginn an auf. Immer mit hohem Laufpensum und großer Hartnäckigkeit. Bisweilen agiert der 22-malige Nationalspieler, der vor seinem Dienstantritt am Neckar mit der Elfenbeinküste noch den Afrika-Pokal gewann, jedoch überhart und übereifrig. Fünf Gelbe Karten kassierte er - seit drei Partien ist er aber verwarnungsfrei. Im Zitterduell am Samstag (15.30 Uhr) beim SC Paderborn soll Serey Dié wieder Spielmacher Daniel Didavi den Rücken freihalten.
Von seinen vorherigen Stationen in Basel und Sion ist zudem der eine oder andere Ausraster überliefert, selbst fragwürdige Manipulationsvorwürfe gegen ihn wurden laut. „Er hat zwei Gesichter“, erläuterte Dutt. „Er ist bescheiden und demütig neben dem Platz. Auf dem Platz hat er nicht viele Freunde kennengelernt. Er spricht eher leise, hat aber etwas zu sagen.“
Ein Auftritt von Serey Dié rührte sogar Millionen von Fans. Es war fast herzzerreißend, wie er vor dem WM-Spiel 2014 in Brasilien gegen Kolumbien weinte. „Ich habe auch an mein schweres Leben gedacht. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages hier stehen und für mein Land spielen würde“, erläuterte er später. Auch an seinen verstorbenen Vater habe er denken müssen. „Diese Gefühle haben mich überkommen, ich bin ein sehr emotionaler Mensch.“