Meistertrainer bescheiden: Klopp sieht Bayern vorn

Bad Ragaz (dpa) - Jürgen Klopp hat den FC Bayern München zum Titelfavoriten für die kommende Saison erklärt: „Es wäre Wahnsinn, wenn es nicht so wäre, mit dem, was die Münchner einsetzen.“

„Einmal nicht Meister zu werden, kann passieren. Aber bei zweimal in Folge wäre vieles passiert“, sagte der Trainer des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Sein eigenes Team, das in der vorigen Saison die Bundesliga dominierte, sieht er nur in der Außenseiterrolle: „Wir werden der erste Meister in der Geschichte des Fußballs, der in die nächste Saison wirklich als Herausforderer und nicht als Titelverteidiger geht.“

Nach drei Jahren beim BVB, in denen es für den Revierclub stetig aufwärtsging, steht der Fußball-Lehrer nach eigener Einschätzung vor seiner kniffligsten Aufgabe: „Es ist verdammt schwer, so eine Saison zu toppen. 75 Punkte holt man nicht jedes Jahr - egal wer.“ Gleichwohl spiele sein Team noch nicht am Optimum. „Wenn man so eine junge Mannschaft hat, ist es fast schon eine Bürgerpflicht, sich weiter zu entwickeln. Es wäre ja Wahnsinn, wenn die Jungs irgendwann auf ihre Karriere herabblicken und sagen, meine beste Zeit hatte ich mit 21 Jahren“, sagte der Meistercoach.

Das von der Vereinsführung ausgegebene Saisonziel, den Sprung in den Europapokal zu schaffen, hält Klopp für angemessen: „Als deutscher Meister sollte man sich einen internationalen Platz als Ziel setzen. Wir würden uns am Ende der Saison darüber wirklich total freuen.“ Härtester Widersacher der Bayern im Kampf um die Meisterschaft ist nach Meinung des BVB-Trainers der Tabellenzweite der vorigen Saison aus Leverkusen: „Auch der Kader der Leverkusener hat außergewöhnliche Qualität. Die sind brutal stark und ebenfalls ein großer Herausforderer.“

Obwohl der Revierclub nach Jahren knapper Kassen wieder über mehr finanziellen Spielraum verfügt und sich über satte Zusatzeinnahmen aus der Champions League freuen kann, will sich Klopp nicht zur Verpflichtung teurerer Stars verleiten lassen. „Wir sind bisher unseren Weg gern gegangen. Ich bin nicht derjenige, der vorgibt, wie viel der Verein investieren muss. Ich bin der, der mit dem umgehen muss, was der Verein bereit ist zu investieren.“

Die Gefahr, dass die Champions League seinem jungen Team zu viel Substanz kosten könnte, sieht der BVB-Trainer nicht: „Mir konnte noch niemand schlüssig erklären, warum die Champions League mehr Kraft kosten soll als die Europa League. Dort haben wir in der vorigen Saison gespielt.“ Allerdings wäre es vermessen, mit zu großen Erwartungen in den Wettbewerb zu starten: „Respekt hat nichts damit zu tun, trotzdem frech zu sein. Aber dass wir das Gefühl kriegen könnten, durch die Champions League zu reiten und sie möglicherweise auch zu gewinnen, wäre Quatsch.“