Unruhe um Finanzen: Werder-Haussegen hängt schief
Bremen (dpa) - Kein Geld, keine Spieler, trübe Aussichten: Gut drei Wochen vor dem Saisonbeginn hängt beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen der Haussegen schief.
Angesichts leerer Kassen muss die sportliche Leitung um Trainer Thomas Schaaf und Clubchef Klaus Allofs beim Aufsichtsrat um dringend notwendige Neuverpflichtungen für die Abwehr betteln. „Wir brauchen einen Abwehrspieler, sonst wird das schwer in dieser Saison“, sagte Allofs im Kurztrainingslager in Erfurt vor Bremer Journalisten und präsentierte im Hinblick auf fünf teils langfristig verletzte Verteidiger die Alternative: Eine weitere Zittersaison.
Wunschkandidat Sokratis Papastathopoulos, der zuletzt für den AC Mailand spielte, darf nicht kommen, weil das Werder-Kontrollgremium um Ex-Manager Willi Lemke die Investition einer Leihgebühr in Höhe von 600 000 bis 800 000 Euro plus Gehalt für den Griechen nicht genehmigt. „Ich bräuchte grünes Licht vom Aufsichtsrat, das kriege ich aber im Moment nicht“, hatte Allofs zuvor im „Kicker“ eingeräumt.
Ohne die internationalen Spiele in diesem Jahr steht es schlecht um die Finanzen in Bremen. „Es gibt eine Lücke, die muss geschlossen werden“, sagte Allofs. „Wir müssen an allen Ecken und Kanten sehen, dass wir kein Geld unnötigerweise ausgeben.“
Klingt dramatisch, ist es laut Finanz-Geschäftsführer Klaus Filbry aber (noch) nicht. „Für die laufende Saison schreiben wir eine schwarze Null. Wir wissen, dass wir aufgrund der fehlenden Einnahmen für das nächste Jahr - Stand heute - aufpassen müssen, keine negativen Zahlen zu schreiben“, sagte Filbry im „Weser-Kurier.“
In diesem Jahr ist Werder nach einer sportlich katastrophalen Saison zum ersten Mal seit acht Jahren nicht im Europapokal dabei und hat nun ein Problem: Geld für Neuverpflichtungen über die bereits geholten Mehmet Ekici (Nürnberg/fünf Millionen Euro), Lukas Schmitz (Schalke/eine Million) und Andreas Wolf (Nürnberg/ablösefrei) hinaus, ist nicht vorhanden. „Wir bewegen uns außerhalb dessen, was wir früher als Rahmenbudget hatten“, sagte Allofs.
Dennoch müsste aus Sicht von Allofs und Trainer Schaaf der Kader dringend verstärkt werden. „Wenn ich mit einer Innenverteidigung wie Per Mertesacker, Naldo, Prödl und Mikael Silvestre in die Saison gehe, ist das etwas Anderes, als wenn ich das mit Leon Balogun oder Clemens Schoppenhauer tue“, warnte Schaaf und erntete prompt Verständnislosigkeit beim Aufsichtsratsboss Lemke. „Unser Ziel muss bleiben, an den internationalen Rängen dranzubleiben“, sagte Lemke der „Kreiszeitung Syke“.
Neue Transfers sollen erst machbar sein, wenn andere Spieler verkauft werden. Zuletzt wurde immer wieder über die Abgänge der Leistungsträger Tim Wiese (Wolfsburg), Per Mertesacker und Marko Marin spekuliert. An ihnen sollen ausländische Clubs Interesse haben. Doch damit würde Werder sein Tafelsilber verscherbeln.
Mit sanftem Druck auf den Aufsichtsrat wird nun versucht, das Okay für die Verpflichtung für Papastathopoulos zu bekommen. Im „Kicker“ stellte Allofs seine Vertragsverlängerung und die von Schaaf infrage: „Wenn es einfach nicht mehr passen sollte, dann wäre es zum Wohle des Vereins ratsam, dass die Verträge nicht weiterlaufen.“