Metzelders Schritt zurück - Landesliga statt Bundesliga
Haltern (dpa) - Seine Fußballschuhe putzt Christoph Metzelder nun selbst. In der Landesliga fehlt jeglicher Komfort, der in der Bundesliga selbstverständlich ist.
So packt der frühere Nationalspieler selbst an und steckt seine Klamotten nach dem Training bei seinem Heimatclub TuS Haltern in die Waschmaschine. Der Verein ist für ihn eine absolute Herzensangelegenheit. In der nordrhein-westfälischen Stadt wurde er geboren, beim TuS erlernte er als kleiner Junge das Fußballspielen.
Eigentlich wollte der 32-Jährige nur das Training langsam auslaufen lassen. Doch der Verteidiger hängt so sehr an dem „ehrlichen, ursprünglichen Fußball“, dass er sich entschied, auch in der siebten Liga aufzulaufen, „wenn es die Zeit zulässt“. „Die Liebe zu diesem Sport hört nicht auf, nur weil meine Profikarriere zu Ende ist“, sagte der Vize-Weltmeister der Nachrichtenagentur dpa.
Rund fünfeinhalb Monate ist sein letztes Bundesliga-Spiel für den FC Schalke 04 her - von seinem ersten Einsatz in der Landesliga hielt ihn am Sonntag sein lädierter Körper ab. „Er hatte leichte Probleme mit dem Fuß“, berichtet Haltern-Trainer Wilfried Höwedes, Vater von Nationalverteidiger Benedikt Höwedes. So verfolgte Metze das 2:1 zum Saisonauftakt bei der Hammer SpVg II von der Bank.
Von der Zeit als Profi bei Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke fehle ihm eigentlich nichts, rutscht dem Abwehrspieler im ersten Moment heraus, bevor er dann doch resümiert: „Vielleicht die Atmosphäre im Stadion, das Adrenalin und die Anspannung, die Freude nach einem gewonnenen Spiel. Aber der Rest, Trainingslager, die Abläufe, die Reisen - das vermisse ich überhaupt nicht.“
13 Jahre lang hat er das alles erlebt. Den Abschluss der vergangenen Saison empfindet er als richtigen Zeitpunkt, aufzuhören. „Ich glaube, dass ich sehr ehrlich zu mir selbst war“, konstatiert Metzelder. Der körperliche Verschleiß hat seinen Tribut gefordert. Fußball auf dem höchsten Level geht nicht mehr, musste sich der immer wieder von Verletzungen gestoppte Abwehrspieler eingestehen.
Nun steht das Training abends nach Feierabend an, dreimal in der Woche, und die Freude überwiegt, selbst den eigenen Terminkalender füllen zu können. „Als Fußballer ist man fremdbestimmt. Man muss tun, was Trainer und Verein sagen“, erzählt er. Sich einmal völlig loszueisen, um die Welt reisen, wochenlang die Beine hochlegen, danach sehnt er sich dennoch nicht. Er arbeite gern und stehe immer unter Strom.
Seine Zeit steckt er unter anderem in seine Stiftung. Mit Hausaufgabenbetreuung, warmen Mahlzeiten und anderen Projekten unterstützt er sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Zudem hat er in der Arbeit für eine Hamburger Agentur für Sportmarketing-Konzepte eine „vielfältige“ und „spannende“ Aufgabe gefunden, wie der ehemalige Profi schildert.
Und auch wenn er in der Landesliga spielt, bleibt der DFB-Pokalsieger von 2011 als Experte des Bezahlsenders Sky der Bundesliga treu. Und dabei soll es nicht bleiben. Dass er mal als Trainer auf dem Platz dirigieren werde, schließe er zwar aus. Aber: „Ich habe immer gesagt, dass es mich am meisten interessiert, einen Verein mitzugestalten - auf der Position des Managers oder Sportdirektors“, so Metzelder. Dafür möchte er gern früher oder später in das Fußball-Oberhaus zurückkehren.