Mr. Zuverlässig Rolfes: Neuer Vertrag mit Kapitänsbonus
Lissabon (dpa) - Simon Rolfes ist der Mr. Zuverlässig bei Bayer Leverkusen. Seit 2005 spielt er für den Bundesligisten und ist damit der dienstälteste Profi des Kaders. Und der 31 Jahre alte Kapitän wird wohl an Bord bleiben.
„Ich bin fast acht Jahre hier und habe meinen Vertrag schon dreimal verlängert“, sagte Rolfes. „Wichtig ist, dass es eine sportlich reizvolle Aufgabe ist. Aber bei uns geht der Trend ja nach oben.“ Er kann sich deshalb vorstellen, „dass Leverkusen meine letzte Station als Fußballer sein wird“.
„Wir haben ihm einen Vertrag mit verbesserten Bezügen und einen Kapitäns-Bonus angeboten“, erklärte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser am Rande des Europa-League-Spiels bei Benfica Lissabon. Für eine Einigung über einen Kontrakt bis 2015 sehe es „sehr gut“ aus. Der Wertschätzung der Vereinsführung kann sich Rolfes, der seit vielen Jahren Kapitän der Mannschaft ist, sicher sein.
Bayer-Sportchef Rudi Völler nannte ihn „Mini-Ballack“, als er vom Zweitligisten Alemannia Aachen für 650 000 Euro nach Leverkusen kam. Auch der frühere Cheftrainer Jupp Heynckes schwärmte über den intelligenten und umgänglichen Sohn eines Lehrerehepaars: „Ein Spieler, den sich jeder Trainer wünscht.“
Große Akzeptanz hat der Musterprofi auch innerhalb des Bayer-Kaders. „Zu Simon muss man nicht viel sagen, jeder kennt seine Stärken“, sagte sein langjähriger Kollege Gonzalo Castro. „Er ist kollegial und anständig als Kumpel. Es ist für uns wichtig, einen älteren Spieler wie ihn zu haben.“
Rolfes würde lieber routiniert sagen. „Auf gar keinen Fall fühle ich mich als alter Spieler. Man kann das auch an den Fitnesswerten festmachen, ob der Zahn der Zeit an einem nagt“, ergänzte Rolfes. „Meine aktuellen Werte sind besser als vor drei Jahren und auf einem Topniveau innerhalb der Mannschaft.“
222 Bundesligaspiele hat der Mann mit der Trikotnummer sechs für Bayer 04 bestritten. Zwischenzeitlich hat er gar 131 Pflichtpartien in Serie nicht versäumt. Sein Körper lief lange Zeit wie ein gut geölter Motor, bis mit der Saison 2009/10 ein Seuchenjahr kam. Eine Meniskus-Operation im Knie zog weitere Probleme nach sich, ein Knorpelschaden eingeschlossen. Ein Großteil der Hin- und die komplette Rückrunde konnte Rolfes nicht spielen. „Bei mir ist alles in einem Jahr zusammengekommen. Seitdem habe ich wegen einer Verletzung kein Spiel mehr verpasst“, so Rolfes.
Unter Heynckes behutsamer Führung kehrte er wieder in die Stammelf zurück, musste aber bei dessen Nachfolger Robin Dutt öfter auf der Bank Platz nehmen. Der Coach war überzeugt, dass der zurückgekehrte Star Michael Ballack und Rolfes nicht in einer Startelf stehen sollten. Dutt musste gehen und Rolfes ist beim Trainerduo Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä wieder Stammspieler.
Allerdings musste er wegen der fast einjährigen Verletzungspause auch Tribut zollen. Die Karriere in der Nationalmannschaft, für die Rolfes 26 Mal spielte und mit der er 2008 Vizeeuropameister wurde, ist auf Eis gelegt. Das letzte Länderspiel bestritt er am 15. November 2011 gegen die Niederlande. „Ich war dabei, mich zu etablieren, doch das hat mich dieses Jahr gekostet“, weiß Rolfes. Die Hoffnung auf ein Comeback im DFB-Team hegt er weiter, aber er ist auch Realist. „Andere haben auf meiner Position eine gute Entwicklung genommen wie Sami Khedira. Manchmal kommt es aber anders als man denkt“, sagte er. „Die Nationalmannschaft ist immer eine schöne Sache gewesen, doch mein Fokus liegt auf dem Verein.“
Unbedingt will er mit Bayer in die Champions League zurückkehren und seinen möglichen neuen Vertrag in der „Königsklasse“ beginnen. Obwohl es ihn gereizt hätte, mal in Spanien zu spielen und es nicht an Angeboten aus dem In- und Ausland gemangelt hat, hatte das Wohlbefinden in Leverkusen Priorität. „Ich überlege mir Sachen immer gut, aber das Gesamtpaket war hier immer besser“, betonte Rolfes.