Noch lange kein Spitzenteam Nach 3:1-Sieg: RB-Understatement größte Warnung
Leipzig (dpa) - Diese Aussage dürfte der Konkurrenz noch mehr Angst und Sorge bereiten als die bisherigen Hochdruck-Auftritte von RB Leipzig: „Ich glaube, dass wir noch lange nicht so spielen wie eine Spitzenmannschaft“, betonte Trainer Ralph Hasenhüttl.
389 Wochen und fünf Tage nach der Gründung des Vereins steht aber fest: RB Leipzig ist punktgleich mit dem Spitzenreiter FC Bayern München.
Und nach der Länderspielpause reicht nun schon ein Remis bei Bayer 04 Leverkusen, um den rasanten Aufstieg des am 19. Mai 2009 gegründeten Fußball-Vereins von der Oberliga bis auf den ersten Platz der Bundesliga zumindest für etwas mehr als einen Tag perfekt zu machen. Die Bayern spielen tags drauf bei Borussia Dortmund.
Die Leipziger Protagonisten sind selbst überrascht. „Es ist auch für uns außergewöhnlich, wie wir die Spiele bestreiten und in den vergangenen Wochen die Punkte sammeln. Das hätte keiner von uns so erwartet“, meinte Profi Dominik Kaiser.
Das 3:1 gegen den phasenweise bemitleidenswerten Europa-League-Teilnehmer FSV Mainz 05 war der fünfte Sieg der Leipziger in Serie, das zehnte Spiel ohne Niederlage in ihrer ersten Bundesliga-Saison. Mit 24 Punkten hat die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl genauso viele wie der FC Bayern auf Platz eins.
„Sicher werden die Ansprüche von jedem Einzelnen und vom Trainerteam an uns größer, weil wir gezeigt haben, dass wir einfach gut spielen können“, meinte Kaiser. „Und wenn wir das Drumherum, was da auf uns sicher auch positiv einprasselt, ein bisschen wegschieben und klar im Kopf bleiben, bin ich mir auch sicher, dass wir in den nächsten Wochen erfolgreich sein werden.“ Über die Zielsetzung werde intern aber nicht neu geredet, betonte er.
Bis zur Winterpause stehen noch sechs Spiele an: in Leverkusen und Freiburg, zu Hause gegen Schalke, auswärts gegen Hasenhüttls Ex-Club Ingolstadt, daheim gegen Hertha BSC und schließlich drei Tage vor Weihnachten beim FC Bayern in München. Von den bisherigen zehn Gegnern konnte sich noch keiner auf die mitreißende Hochdruck-Spielweise der RB-Profis einstellen. Zu flexibel stellt Hasenhüttl seinen Kader ein und die ersten Elf auf. Als zu stark erwiesen sich für die Kontrahenten oft auch die eingewechselten Spieler. „Wir haben in den Monaten gezeigt, dass wir viele Facetten in unserem Spiel haben“, meinte Kaiser.
Und sie sind bei ihrem Lernprozess offensichtlich noch lange nicht am Ende. Ein Aufsteiger und Neuling, der die Maßstäbe verschiebt. Hasenhüttl will für alles mit seiner Mannschaft Lösungen finden. „Wir sind natürlich sehr kritisch. Wir sind sehr auf optimales Lösen aller Probleme bedacht. Es funktioniert aber nicht immer“, sagte er nach dem Mainz-Spiel mit dem Gegentor in der Schlussviertelstunde.
Dass er gegen Mainz nach einer enorm starken ersten Hälfte am Ende nicht beruhigt auf der Bank das Geschehen verfolgen konnte, wurmte den 49 Jahre alten Österreicher auf der Suche nach Perfektionsismus dann auch ein wenig. Man hätte erst sicher sein können, „wenn wir das vierte oder fünfte (Tor) hinterherlegen“. Auch diese Worte dürften der Konkurrenz weitere Warnung sein.