Nach Hjulmand-Rauswurf: Mainz setzt auf Schmidt
Mainz (dpa) - Im Abstiegskampf hat der FSV Mainz 05 das Experiment mit Kasper Hjulmand beendet und Nachwuchstrainer Martin Schmidt zum neuen Chefcoach befördert.
„Er ist kein Interimstrainer. Er hat unser uneingeschränktes Vertrauen“, sagte FSV-Manager Christian Heidel. Zuvor hatte sich der Fußball-Bundesligist mit sofortiger Wirkung vom Dänen Hjulmand getrennt. Der neue Hoffnungsträger Schmidt soll das Erfolgsmodell seiner Vorgänger Jürgen Klopp und Thomas Tuchel wiederbeleben und den Tabellen-14. vor dem Absturz in die 2. Liga bewahren.
Der Schweizer war zuletzt Trainer der Mainzer U23, kommt also wie Klopp und Tuchel aus den eigenen Reihen und fühlt sich ihrer Philosophie verpflichtet. „Das ist Emotionalität, das ist Leidenschaft, das ist Feuer“, erklärte der 47-Jährige. Der gelernte Automechaniker, der selbst nie Fußballprofi war, wird im Derby gegen Eintracht Frankfurt am Samstag erstmals auf der Bank sitzen.
Genau die vom heiseren Schmidt bei seiner Vorstellung eingeforderte Aggressivität im Kampf um den Klassenverbleib sei unter Hjulmand zuletzt verloren gegangen, sagte Manager Heidel. „Wir hatten das Gefühl, dass wir die Abwärtsspirale nicht mehr aufhalten können“, erklärte er. Die Trennung von Hjulmand sei „keine Panikreaktion“ gewesen, betonte Heidel.
Nach dem 21. Spieltag haben die Mainzer nur einen Punkt Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz. Zuletzt hatten die Mainzer gegen die direkten Konkurrenten Hertha BSC (0:2) und Borussia Dortmund (2:4) Niederlagen kassiert.
Hjulmand ist der sechste Trainer in der laufenden Bundesliga-Saison, der vorzeitig seinen Posten verloren hat. Er war vor der Saison zum FSV gekommen, nachdem sich Tuchel freiwillig eine Auszeit nahm. Der Däne erhielt einen Vertrag bis 30. Juni 2017. Nach der Negativserie wurde dem 05-Coach vorgehalten, er sei zu ruhig und beratungsresistent. Zudem habe er das Potenzial des Kaders nicht ausgeschöpft.
Hjulmand eilte der Ruf eines absoluten Fachmanns voraus. Den kleinen FC Nordsjaelland führte er 2012 mit einem geringen Etat zur dänischen Meisterschaft und in die Champions League. Nach seinem misslungenen Debüt in Mainz mit dem Aus in der Qualifikation zur Europa League und in der ersten Runde des DFB-Pokals fand die Mannschaft unter ihm in die Erfolgsspur und blieb in acht Bundesliga-Spielen ungeschlagen. Danach aber ging es in der Liga stetig abwärts.
Hjulmand wurde zum Vorwurf gemacht, zu nett für das Bundesliga-Geschäft zu sein. Mit lockeren oder markigen Sprüchen wie seine FSV-Vorgänger Tuchel oder Klopp fiel er nicht auf. Schon beim ersten Auftritt zeigte sein Nachfolger Schmidt, dass künftig wieder eine andere Tonart bei den Mainzern herrschen wird.