Nach Kloster-Klausur: Schalke will Minimalziel
Marienfeld/Gelsenkirchen (dpa) - Am Ende der klösterlichen Klausur wuchs der Glaube an ein Happy End. „Ich denke, dass wir die Situation in den Griff bekommen“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt einen Tag nach der Rückkehr der Mannschaft aus dem viertägigen Trainingslager im Hotel Klosterpforte.
Auch Trainer Roberto Di Matteo rechtfertigte die Maßnahme, seine zuletzt formschwachen Profis in der mehr als 800 Jahre alten Klosteranlage im ostwestfälischen Marienfeld auf das knifflige Saisonfinale vorzubereiten: „Ich wollte die Routine und das Umfeld verändern, damit wir uns voll auf das Spiel am Samstag gegen Stuttgart konzentrieren.“
Harte Arbeit stand an, um wenigstens das Minimalziel zu retten. Schwerpunkte in den Einheiten waren unter anderem Flankenläufe und Torabschlüsse. Doch auch in Marienfeld lief nicht alles glatt. Die angeschlagenen Joel Matip, Julian Draxler, Sead Kolasinac, Jefferson Farfan und Felix Platte konnten nur eingeschränkt belastet werden. Immerhin kehrten Matip, Kolasinac und Farfan am Donnerstag in das Mannschaftstraining zurück.
Dass Dennis Aogo und Max Meyer am Mittwoch im Training aneinandergerieten, wertete Di Matteo als eher positives Signal. „Ich finde es grundsätzlich gut, wenn ein bisschen Feuer reinkommt. Fußball ist ein Spiel, in dem es um Emotionen geht.“
Nach nur einem Sieg aus den zurückliegenden zehn Spielen ist bei Schalke Schluss mit lustig. Der selbst in die Kritik geratene Manager Heldt drohte dem Team mit Urlaubsentzug: „Wenn die Europa League verpasst wird, werden wir nach der Saison zehn Tage länger trainieren.“ Laut „WAZ“ ging es den Profis auch ans Portemonnaie. Eine Clubprämie von einer Million Euro für das Achtelfinale der Champions League sei eingefroren worden, enthüllte die Zeitung.
In den „Ruhr Nachrichten“ wetterte Clemens Tönnies, es sei „mehr als ärgerlich“, dass man die Champions League vergeigt habe. „Jetzt sind alle gefordert, die Mannschaft, der Trainer, der Manager, dass wir uns wenigstens für die Europa League qualifizieren. Das ist eine Frage der Ehre“, betonte der Aufsichtsratschef.
Noch hat Schalke von den Europa-Aspiranten als Tabellenfünfter (42 Zähler) punktgleich mit Verfolger FC Augsburg die beste Ausgangsposition. Dahinter lauern 1899 Hoffenheim (40) sowie Borussia Dortmund und Werder Bremen (beide 39) auf weitere Ausrutscher. Und nachdem der BVB im Pokal-Halbfinale Meister Bayern München eliminierte, ist unsicherer denn je, ob auch der siebte Platz am Ende zur Europacup-Teilnahme reicht. Längst geht in Gelsenkirchen die schlimme Vision um, dass Schwarz-Gelb trotz eines zwischenzeitlichen 15-Punkte-Rückstandes am Ende vor Königsblau steht.
Immer deutlicher wird, dass im Sommer ein radikaler personeller Schnitt notwendig ist, um den Anschluss an die nationale Spitze nicht zu verlieren. Die Verträge von Bayern-Leihspieler Jan Kirchhoff, Chinedu Obasi, Christian Fuchs, Marcel Sobottka, Tranquillo Barnetta und Christian Wetklo laufen aus. Bis auf Barnetta, mit dem verhandelt werden soll, hat keiner der Spieler eine Zukunft auf Schalke.
Steine in den Weg legen wird man auch dem aus Griechenland zurückkehrenden Felipe Santana nicht. Auf der Streichliste stehen zudem Sidney Sam und Kevin-Prince Boateng. Ungeklärt ist die Zukunft von Benedikt Höwedes, der eine Ausstiegsklausel besitzt und mit einem Wechsel nach England liebäugelt.