Topspiel nur für Bayer - Guardiola: „Bundesliga vorbei“
Leverkusen/München (dpa) - Brisant für Bayer, beinahe belanglos für Bayern: Münchens Chefcoach Pep Guardiola macht keinen Hehl daraus, dass nach dem feststehenden 25. Titelgewinn das Topspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen nur eine Nebensache ist.
„Die Bundesliga ist vorbei. Wir haben sie schon gewonnen. Unser Blick geht auf Mittwoch“, sagte er. Er will so viel wie möglich rotieren lassen, um die Stars für das Halbfinale der Champions League beim FC Barcelona zu schonen.
Allerdings erwartet Guardiolas Kollege Roger Schmidt nicht, dass es gegen welche Münchner B- oder C-Elf auch immer ein leichtes Spiel wird. „Die Bayern werden eine Topmannschaft auf dem Platz haben, egal wie ihr Trainer entscheidet“, sagte der 48-Jährige. „Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Dortmund werden sich die Bayern Selbstvertrauen und Stabilität für Barcelona holen wollen.“
Der Rekordmeister wolle sicher nicht mit einem „schlechten Gefühl“ in die katalanische Hafenstadt reisen, meinte auch sein Torwart Bernd Leno: „Wenn man da die Spannung verliert, kann es leicht in die Hose gehen.“ Schließlich ging es im vergangenen Jahr für die Münchner in ähnlicher Situation schief. Damals hatten sie den Meistertitel auch vorzeitig geholt, erlebten danach aber im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid das entscheidende 0:4-Debakel.
Der Werksclub will sich nicht nur für den unglücklichen Viertelfinal-K.o. im DFB-Pokal gut drei Wochen zuvor gegen den FC Bayern revanchieren, sondern wichtige Punkte im Kampf um den dritten Tabellenplatz holen, um den direkten Einzug in die Königsklasse zu schaffen. „Mit allem, was wir haben, wollen wir um den dritten Rang kämpfen“, sagte Schmidt. Vor dem Spieltag ist Bayer mit zwei Punkten Rückstand Vierter hinter Borussia Mönchengladbach.
Deshalb werden auch die Gladbacher, die erst am Sonntag bei Hertha BSC antreten, das Bayer-Bayern-Duell verfolgen. „Bayern wird mit Sicherheit eine Mannschaft aufbieten, die Qualität hat und gegen Leverkusen gewinnen kann“, meinte Borussia-Manager Max Eberl. „Aber was dort passiert, darauf haben wir keinen Einfluss.“
Deshalb wird die Wahl der Startelf für Guardiola eine heikle wie knifflige Aufgabe sein. Wie viele Stars kann er schonen, um nicht aus dem Spielrhythmus zu kommen und sich Wettbewerbsverzerrung vorwerfen zu lassen? „Wir müssen seriös spielen“, sagte er. „Wir werden in Leverkusen sicher antreten und versuchen zu gewinnen“, meinte ebenso Thomas Müller. Er gab aber auch zu: „Die Wichtigkeit liegt jetzt auf der Champions League.“
Von Torwart Manuel Neuer über Xabi Alonso bis Thiago wird Guardiola überlegen müssen, wem er eine Pause gönnt und welchen Spielern aus der jungen Garde um Mitchell Weiser, Gianluca Gaudino und Sinan Kurt er in Leverkusen eine Bewährungschance gibt. Anführen könnte die Bayer-Elf als Kapitän Bastian Schweinsteiger, den Guardiola besonders für seinen Einsatz als Einwechselspieler gegen Dortmund lobte: „Basti hat gegen den BVB seine beste Performance in meiner Zeit bei Bayern geboten. Auch seine Körpersprache war sehr gut.“ Guardiola blickte schon voraus: „Das ist sehr wichtig für das Spiel in Barcelona.“
Nach dem Ausfall von Arjen Robben (Muskelbündelriss) und von Robert Lewandowski (Oberkiefer- und Nasenbeinbruch) könnte zudem der Spanier Javi Martínez nach fast neun Monaten Verletzungspause ein Comeback feiern. „Wir haben einen guten Geist“, sagt Rummenigge und hofft angesichts des starken Wir-Gefühls im Bayern-Kader, der Verletztenmisere zu trotzen und nach dem geplatzten Titel-Triple-Traum noch das Double zu schaffen.
Allerdings wäre er auch nicht am Boden zerstört, wenn gegen Barça in der Königsklasse Endstation wäre: „Wenn es am Ende des Tages nur zur deutschen Meisterschaft reicht, würde ich das 'nur' auch sehr in Anführungszeichen setzen.“