Nach Pleite in Freiburg: Braunschweig verliert Hoffnung
Freiburg (dpa) - Nach dem Klimaschock im Breisgau verliert Eintracht Braunschweig immer mehr die Hoffnung auf den Klassenverbleib.
„Wir wollen nicht die weiße Fahne hissen, aber nach dem Spiel fällt es schwer, an dieses große Ziel, das große Wunder zu glauben, wenn wir auswärts so agieren und wissen, wer als nächster Gegner kommt“, sagte der enttäuschte Trainer Torsten Lieberknecht nach dem 0:2 (0:1) in der Fußball-Bundesliga beim SC Freiburg.
Schlusslicht Braunschweig fehlen zwar gerade mal zwei Punkte auf Relegationsrang 16, aber die mangelhafte Leistung und der kommende Kontrahent FC Bayern machen wenig Mut.
Für die Niedersachsen kam einiges zusammen: ein zu starker Gegner, die eigene unfreiwillige Mithilfe bei den Gegentoren, ein gehemmter Trainer - und der Klimaschock. „Wir kommen aus dem nasskalten Braunschweig mit 5 Grad und arschkalt, dann wachst du hier auf und kriegst erstmal einen Schlag. Du wachst in dieser wunderschönen Region auf und hast erstmal einen Burner“, erzählte Lieberknecht später launig. „Vielleicht ist das auch eine Erklärung.“
Seine gute Laune hatte Lieberknecht also auch nach der 17. Niederlage in dieser Saison schnell wieder gefunden. Viel schwerer als der Wetterkontrast wog für den 40-Jährigen aber das persönliche Auftreten. „Wir haben es nicht geschafft, einen richtigen Spannungsbogen zu erzeugen, auch ich habe gemerkt, dass mir Spannung am Spielfeldrand gefehlt hat“, räumte Lieberknecht ein.
Der Grund liegt zwei Wochen zurück. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes leitete gegen ihn nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen ein Ermittlungsverfahren ein, nachdem der Coach schon zum dritten Mal in dieser Saison auf die Tribüne geschickt worden war.
„Ich habe gemerkt, dass ich auch aufgrund der Berichterstattung über meine Person irgendwie gehemmt war, meiner Trainertätigkeit so nachzugehen, wie ich es gerne habe, auch wenn ich mich nicht verbiegen lassen wollte“, gab Lieberknecht zu. „Ich hatte das Gefühl, dass ich bei der ersten komischen Grimasse oder Aktion wohl wieder oben gelandet wäre. Das ist auch enttäuschend für mich, dass ich nicht mehr Rückgrat gezeigt habe. Ich wäre auch gerne wie ein HB-Männchen in der einen oder anderen Situation durchgesprungen.“
All diese Puzzleteile deuten derzeit darauf hin, dass die Eliteklasse nur eine einjährige Exkursion der Braunschweiger sein dürfte. Fehlende Klasse und eine große Portion Pech hatten die Kicker bei der Niederlage im Breisgau zur Schau gestellt. Für die Freiburger Führung sorgte Damir Vrancic (8. Minute) mit einem Kopfball-Eigentor aus fünf Metern. Den Schlusspunkt setzte Ermin Bicakcic, der einen Fernschuss von Julian Schuster (48.) ins eigene Tor lenkte.
Ans Aufgeben denken die Braunschweiger aber noch lange nicht. „Solange das Ziel Relegationsplatz rechnerisch noch möglich ist, werden wir alles dafür tun, um diesen auch zu erreichen“, sagte Verteidiger Marcel Correia. Der für den an den Adduktoren verletzten Kapitän Domi Kumbela eingewechselte Dennis Kruppke macht ebenfalls in Zweckoptimismus. „Wir müssen jetzt versuchen, unsere Form der vergangenen Wochen wiederzubekommen und Punkte zu holen. Wir sind noch auf Augenhöhe“, betonte der Stürmer. „Wir werden natürlich auch das Spiel gegen die Bayern nicht von Anfang an herschenken, sondern versuchen, für eine Überraschung zu sorgen.“