Neuer erleichtert nach „herzlichem Empfang“
Gelsenkirchen (dpa) - Als er das Stadion betrat, war Manuel Neuer noch unsicher und nervös. Doch die Reaktionen der Schalker Fans zeigten: Sie haben ihrem Idol den angekündigten Weggang verziehen. Neuers Leistung auf dem Rasen war auch gegen Kaiserslautern über jeden Zweifel erhaben.
Signalgrünes Trikot, weiße Hose, weiße Stutzen, weiße Stiefel - so gewandet machte sich Manuel Neuer inmitten seiner Schalker Mitstreiter auf den Weg in die Arena. Äußerlich war fast alles wie immer, doch im Innern muss der Fußball-Nationaltorhüter jede Menge Bammel verspürt haben, seitdem er drei Tage zuvor in einem tränenreichen Auftritt seinen Abgang offenbart hatte.
Wie würden sie auf den Rängen ihrem Liebling begegnen? Mit Pfiffen, Schmähungen, gar Drohgebärden? Von alledem keine Spur. „Sie haben super reagiert, es gab einen herzlichen Empfang für mich“ - dem 25-Jährigen aus dem Stadtteil Buer war die Erleichterung darüber anzumerken. Sicher, es gab einzelne Missfallenskundgebungen - doch der Fan scheint der langjährigen Schalker Integrationsfigur Neuer zu verzeihen, dass er in absehbarer Zeit kein „Königsblauer“, sondern wahrscheinlich ein „Roter“ sein wird.
Freimütig ließ Neuer wissen, dass ihm vor dem Gang auf den Rasen mulmig war: „Etwas unsicher war ich auf jeden Fall.“ Dieses Gefühl schwand schnell, spätestens beim Anblick der Spruchbänder, auf denen Sätze wie „Du bleibst immer unser Manu“, „Wir verzeihen Dir“ oder „Danke für 20 Jahre Schalke“ zu lesen waren. Neuer gab die Gefühle zurück, legte die Hand auf das Schalke-Wappen auf seinem Trikot - als wolle er sagen, dass er im Herzen immer einer der ihren bleiben werde, egal, welches Emblem dort irgendwann zu finden sein wird.
Was dann folgte, war Normalität. Neuer zeigte sich in seinem Lieblingsrevier gewohnt souverän und selbstsicher, gönnte sich nur einen kleinen Patzer in der 28. Minute der Partie gegen Kaiserslautern - ohne Folgen. Beim 0:1 durch Srdjan Lakic war der Nationalkeeper chancenlos, ansonsten zeigte er sich in allen gefährlichen Situationen als der überlegene Herrscher des Strafraums, wie sie ihn „auf Schalke“ schätzen und verehren.
„Ich in froh, dass ich jetzt ganz offen damit umgehen kann und keinen Eiertanz mehr machen muss“ - die Last, es den Anhängern irgendwann offenbaren zu müssen, dass ihr Idol bei einem anderen Verein spielen wird, war von Neuers breiten Schultern genommen. Und schließlich braucht man sich gegenseitig noch. Champions League gegen Manchester, DFB-Pokalfinale gegen Duisburg - was also hätte es für einen Sinn gemacht, eine Feindschaft unter Freunden zu begründen?