Neuer Vertrag, alte Sorgen: Schalke bangt um Platz vier
Gelsenkirchen (dpa) - Horst Heldt fühlte sich wie ein Elfmeter-Depp. Auch Klaas-Jan Huntelaar konnte es nicht fassen. Nur Trainer Jens Keller überraschte mit einem positiven Fazit.
„Das Endspiel haben wir uns verdient. Ich bin froh, die Chance zu haben“, sagte der gerade mit einer Vertragsverlängerung belohnte Coach des FC Schalke 04 nach dem 1:2 gegen den VfB Stuttgart. Diese komisch klingende Einschätzung konnte Huntelaar überhaupt nicht teilen. „Tja, jetzt gibt es ein Endspiel. Das hätten wir uns gerne erspart“, sagte der Torjäger. Nur ein Sieg beim direkten Konkurrenten SC Freiburg am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga garantiert Schalke Platz vier und damit den angestrebten Qualifikationsplatz für die Champions League.
„Es ist sehr enttäuschend. Aufgrund der anderen Ergebnisse hätten wir alles klar machen können. Es ist, als ob wir einen Elfmeter verschossen haben, meilenweit verschossen“, sagte Schalkes Sportvorstand Heldt. Keller machte in Optimismus und versprach: „Wir werden Platz vier erreichen.“
Dabei war schon für ein perfektes letztes Schalker Heimspiel alles angerichtet. Mit der pathetischen Einleitung „Es begann wie in einem Märchen....“, wurde den Fans mit einem Film die Vertragsverlängerung von Julian Draxler präsentiert und der neue Vertrag für Keller über Lautsprecher angepriesen. Es fehlte eigentlich nur noch der Sieg gegen den VfB Stuttgart - doch die Schwaben spielten da nicht mit.
Nach dem Schlusspfiff hatte lediglich VfB-Trainer Bruno Labbadia „einen perfekten Tag“ erlebt. Sein Team durfte nach guter Vorstellung und den beiden Treffern von Vedad Ibisevic, der schon im Hinspiel dreimal traf, einen 2:1-Sieg bejubeln, den ein Eigentor von Keeper Sven Ulreich nicht schmälerte. So süß der Sieg den Schwaben drei Wochen vor dem Pokalfinale gegen auch Bayern München, schmeckte, so bitter stieß den Gastgebern die Niederlage auf.
Dem Revierclub droht das Fiasko: Der Sturz vom vierten Tabellenplatz, der Sturz vom Startplatz für die Champions League-Qualifikation. „Ich wäre gerne entspannter nach Freiburg gefahren. Das lässt einen schon älter werden“, sagte Heldt, und fügte süffisant hinzu: „Aber wer will schon ewig jung bleiben?“
Für positive Schlagzeilen hatte Schalke nur vorher gesorgt: Der umworbene Jung-Star Draxler verlängerte bis 2018, was der Club am Donnerstag via Werbetrucks mit einem Plakat („Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018“) sogar bis nach Dortmund verkündete. Wenige Stunden später verriet Vereinschef Clemens Tönnies, dass auch in der kommenden Saison der Trainer Keller heißt. Das perfekte Wochenende sollte ein Heimsieg gegen Stuttgart abrunden. Jenem Club, bei dem Keller 2010 nach neun Spielen als Trainer gescheitert war.
Als der frühere U 17-Trainer im Dezember die Nachfolge von Huub Stevens antrat, war der Club Tabellensiebter. „Das wir jetzt immer noch um Platz vier spielen, zeigt, dass ich hier nicht ganz so schlechte Arbeit abgeliefert habe“, lobte sich Keller selbst.
Seit seinem ersten Arbeitstag wurde Keller kritisch beäugt und fast täglich über seinen Nachfolger spekuliert. Namen wie Roberto di Matteo (ehemals FC Chelsea), Armin Veh (Frankfurt) oder Christian Streich (Freiburg) machten die Runde. Am Samstag räumte Heldt zudem ein, dass er sich „zweimal mit Stefan Effenberg zu sehr guten und intensiven Gesprächen“ getroffen hatte. Doch Schalke entschied sich gegen großen Namen und setzte auf Kontinuität. „Letztendlich war es keine Entscheidung gegen Stefan Effenberg oder sonst wen, sondern für Jens Keller“, so Heldt. Mit der Verkündung der Personalentscheidungen am Samstag sollten Fans und Spieler zusätzlich motiviert werden - das Resultat ist bekannt.