Bayer Leverkusen feiert „kleine Meisterschaft“
Leverkusen (dpa) - Im Schatten von Bayern München und Borussia Dortmund feierte sich der wenig beachtete Bundesliga-Dritte selbst.
„Wir sind quasi der kleine Meister unter den anderen 16 Vereinen“, meinte Bayer Leverkusens Stürmer Stefan Kießling nach dem letzten sehenswerten Heimauftritt der Spielzeit gegen Hannover 96 (3:1). Der 29-jährige von Bundestrainer Joachim Löw verschmähte Fußball-Profi hat nach dem 24. Saisontreffer zum 2:0 (28. Minute) beste Chancen, die Torjägerkanone zu gewinnen.
„Ich führe mit einem Tor vor dem letzten Spieltag, jetzt will ich sie auch holen“, meinte Kießling. „Wenn es klappt, wäre es das I-Tüpfelchen auf so eine Saison.“ Wegschnappen kann ihm die Torjägerkrone nur der Dortmunder Robert Lewandowski (23 Treffer). „Man darf sich keinen Druck machen, ich versuche das auszublenden“, sagte Kießling mit Blick auf das Saisonfinale beim Hamburger SV
Als einziger Bayer-Stürmer hat bisher Ulf Kirsten in den 90er Jahren dreimal die Auszeichnung als bester Liga-Schütze erhalten. Ob er den Ehrentitel holt oder nicht, eines steht für Kießling weiterhin fest: Eine Nominierung für die Amerika-Reise der Nationalmannschaft - für die Löw extreme Personalnot plagt - würde er ablehnen. „Ich stehe für die USA-Reise nicht zur Verfügung“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
Eher unwahrscheinlich ist, dass Cheftrainer Sascha Lewandowski ungeachtet des Champions-League-Einzugs bereit ist, die Zusammenarbeit mit Teamchef Sami Hyypiä fortzusetzen. „Das Thema nervt, deswegen sollten wir uns nächste Woche zusammensetzen, damit der Verein dann Bescheid sagt“, antwortet Lewandowski unwirsch auf die Frage nach der Zukunft. Derweil hatte Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser im „BayMagazin“ erklärt, dass Lewandowski dem Werksclub nach Stand der Dinge erhalten bleibt („In einer zukunftsgerichteten, sehr wichtigen Position im Leistungsbereich des Nachwuchses“) und Hyypiä Leiter eines „starken Trainerteams“ werden würde.
„Es wäre schade, wenn es so nicht weitergehen sollte“, meinte Jens Hegeler, der nicht nur wegen seines „Doppelpacks“ (6./60.) herausragender Spieler auf dem Platz war. „Die Konstellation hat gut gepasst.“ Trotz guter Arbeitsatmosphäre und Erfolg dürfte auch André Schürrle seinen letzten Heimauftritt für Bayer gehabt haben. Allerdings ziert sich Bayer noch etwas und will den Nationalspieler nur zum FC Chelsea ziehen lassen, „wenn der Qualitätsverlust annähernd“ (Holzhäuser) ausgeglichen werden könne.
Definitiv ist, dass Daniel Schwaab (VfB Stuttgart) und Manuel Friedrich (vielleicht Asien) die Leverkusener verlassen und Robbie Kruse (Fortuna Düsseldorf) kommen wird. Bei Hannover 96 kündigt sich dagegen eine umfassendere Erneuerung des Kaders an. „Da ist einiges im Laufen. Das Bild der Mannschaft wird sich ein Stück weit ändern“, sagte der 96-Sportdirektor Dirk Dufner.
Hannover hat die dritte Europa-League-Teilnahme in Serie endgültig verspielt und bei Bayer eine einmal mehr dürftige Leistung gezeigt. Die konnte auch durch das 1:3 von Artur Sobiech (71.) nicht aufgewertet werden. Eine höhere Klatsche verhinderte Torhüter Ron-Robert Zieler. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so viel draufbekommen habe“, sagte der restlos bediente Schlussmann.