Noch zwei Zeugen im Hoeneß-Prozess
München (dpa) - Nach den spektakulären Enthüllungen über weitere Steuerschulden in Millionenhöhe werden am Mittwoch im Prozess gegen Uli Hoeneß zwei zusätzliche Zeugen angehört.
Ein Betriebsprüfer, der Einkommensmillionär Hoeneß regelmäßig überprüft hat, sowie ein EDV-Mann des Finanzamtes Rosenheim sind ins Landgericht München II geladen. Nach den Anhörungen will das Gericht entscheiden, ob wie ursprünglich geplant bereits am Donnerstag ein Urteil fällt.
Zuvor war am zweiten Prozesstag bekanntgeworden, dass der Präsident des FC Bayern München offenbar noch deutlich mehr Steuern hinterzogen hat als von ihm selbst zum Auftakt eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht nun von einer Steuerschuld von mindestens 27,2 Millionen Euro aus. Hoeneß hatte am Montag gestanden, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. In der Anklageschrift stand ursprünglich die Summe von 3,5 Millionen Euro.
Die neuen Zahlen fußen auf Berechnungen, die eine als Zeugin geladene Steuerfahnderin aus Rosenheim am Vortag dem Gericht schilderte. Die Finanzbeamtin sichtet eine Unmenge an Daten, die Hoeneß erst kurz vor dem Beginn seines spektakulären Verfahrens eingereicht hatte. Der Bayern-Patron muss nach der weiteren Verschärfung seiner Lage mehr denn je eine Freiheitsstrafe befürchten.
Dennoch ließ sich Hoeneß den Besuch beim Champions-League-Heimspiel des FC Bayern gegen den FC Arsenal am Abend in der Allianz Arena nicht nehmen und zeigte sich zumindest äußerlich gelöst im Ehrengastbereich des Stadions. Vor dem Anpfiff stand er mit rot-weißem Schal um den Hals neben Bundestrainer Joachim Löw, der das 1:1 der Bayern und den sicheren Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse ebenfalls live miterlebte. Am Ende eines langen und nervenzehrenden Prozesstages konnte Hoeneß sogar wieder jubeln: Er sprang von seinem Sitz auf und reckte beide Arme in die Höhe.
Mehrere Spitzenpolitiker hatten nach den neuen Erkenntnissen aus dem Prozess den Rücktritt von Hoeneß als Aufsichtsratschef und Bayern-Präsident gefordert. Der mit deutschen Wirtschaftsführern besetzte Aufsichtsrat der FC Bayern München AG hält sich indes mit Äußerungen zur Zukunft des Vorsitzenden Hoeneß zurück und will weiter den Ausgang des Prozesses abwarten.
Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hofft noch auf eine Wende in dem Verfahren. „Im Moment schaut's vielleicht nicht ganz so gut für den Uli aus, aber ich habe bislang noch keine Verteidigung gesehen“, sagte Beckenbauer im Pay-TV-Sender Sky und fügte hinzu. „Die Angreifer haben die Fakten offengelegt, haben mehr oder weniger ihr Pulver verschossen. Jetzt liegt es an der Verteidigung, diese Punkte zu klären.“