Nürnberg: Europa kein Thema - Frankfurt in Not

Nürnberg (dpa) - Der 1. FC Nürnberg hat seine Erstliga-Reife eindrucksvoll bestätigt, für Eintracht Frankfurt geht es in der Fußball-Bundesliga hingegen nur noch um den Klassenverbleib.

Die 0:3-Pleite beim „Club“ und die katastrophale Rückrundenbilanz von null Siegen und null Toren hat am Main Abstiegsalarm ausgelöst. Eintrachts Vorstandschef Heribert Bruchhagen macht sich nach der „deprimierenden Niederlage“ ernsthafte Sorgen, aber noch keine Gedanken über Michael Skibbe. Die Trainerfrage beantwortete Bruchhagen mit einem Achselzucken. Ein klares Bekenntnis zu dem seit dem „Fall Amanatidis“ beschädigten Skibbe sieht anders aus.

Mit tiefer Enttäuschung kommentierte der Frankfurter Coach die deftige Abfuhr gegen einen engagierten und siegeswilligen „Club“, dessen Geduld durch den Freistoßkracher von Julian Schieber (67. Minute) und die späten Zugaben von Robert Mak (87.) und Almog Cohen (90.) belohnt wurde. „Die klaren Aktionen fehlten“, monierte Skibbe.

Immerhin wird er bei der Krisenbewältigung nicht mehr von dem Theater um Ioannis Amanatidis gestört. Frankfurts „Enfant terrible“, erst suspendiert, dann begnadigt, und der Trainer haben Burgfrieden geschlossen. „Das Thema ist erledigt“, versicherten beide nach dem Abpfiff in Nürnberg.

„Die Ampel steht auf Gelb“, hatte Eintrachts Präsident Peter Fischer vor der Partie gesagt. Nach dem Spiel ist die Lage bei der schlechtesten Rückrundenmannschaft noch schlimmer. „Wir sind im Abstiegskampf“, stellte Amanatidis klar. „Das ist viel zu wenig, um erfolgreich zu sein“, klagte Bruchhagen, „wir müssen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu verbessern. Jeder muss sich die Ernsthaftigkeit der Lage klarmachen.“ Mehr als die üblichen Floskeln fielen ihm nicht ein. „Es gibt kein Patentrezept“, sagte der ratlos wirkende Eintracht-Boss.

Skibbe will seine verunsicherte Mannschaft mit einer besonders intensiven Trainingswoche auf die kommenden „Abstiegsspiele“ gegen den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern vorbereiten und schließt dabei auch ein Trainingslager nicht aus. „Diese Spiele haben unglaubliche Signalwirkung. Wir hoffen, dass der Knoten platzt und wir mit mehr Entschlossenheit und Siegeswillen Boden gut machen können.“

Derartige Durchhalteparolen haben die Nürnberger aus ihren Wortschatz gestrichen. Doch trotz der 35 Punkte und vier Siegen in Folge, die es zuletzt vor über zwanzig Jahren gegeben hatte, tut Trainer Dieter Hecking das Gerede von der Europa League als Träumerei ab: „Ich wüsste nicht, warum wir neue Ziele ausgeben sollten“, meinte der FCN-Coach, der aber mehr denn je von der Qualität seiner Mannschaft überzeugt ist. „Sie hat heute eindrucksvoll bestätigt, dass sie nicht absteigt, wenn sie so weitermacht“.

Auch Kapitän Andreas Wolf warnte vor Europa-Euphorie. „Mich freut's für die Fans, sie sollen träumen, wir müssen aber realistisch bleiben“, sagte der Abwehrchef. Sportvorstand Martin Bader freut sich über die „momentane Wertschätzung“ für seine Mannschaft, „aber keiner beim 1. FC Nürnberg wird den Fehler machen, den Champagner vor dem Zieleinlauf zu köpfen“.