Nürnberg mit Prinzen, HSV fordert „totale Hingabe“
Düsseldorf (dpa) - Trainerwechsel, flammende Appelle und die Flucht aus dem Alltag sind die letzten Mittel im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga.
Noch dreimal 90 Minuten haben die Teams aus Braunschweig, Nürnberg und Hamburg, um wenigstens den Relegationsplatz zu erreichen und den direkten Abstieg erstmal zu vermeiden. Dabei setzt der „Club“ nach der Entlassung von Gertjan Verbeek auf Interimscoach Roger Prinzen. HSV-Manager Oliver Kreuzer nahm seine Profis mit einem flammenden Appell in die Pflicht und Schlusslicht Eintracht Braunschweig sucht die Kraft in einem Kurz-Trainingslager.
Am Ende wird der Kampf zwischen den drei nur jeweils einen Punkt getrennten Teams wohl im Kopf entschieden. Das glaubt jedenfalls Jeannine Ohlert von der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Der Stress bei Spielern wird größer, wenn ihnen bewusst wird, welche Konsequenzen ein Versagen hätte. Gerade gegen Ende einer Saison kann das für einen immens großen Druck sorgen“, sagte die Sportpsychologin der „Aachener Zeitung/Nachrichten“. Zudem sei es für Teams schlimmer, unerwartet in den Existenzkampf zu rutschen. „Da ist das Gefühl der Niederlage noch um einiges größer“, sagte Ohlert.
Damit hätte der HSV (27 Punkte) die schlechtesten Karten im Kampf um den Klassenverbleib, zumal die Hanseaten noch ein schweres Restprogramm haben. Dementsprechend forderte Kreuzer vor der Partie beim FC Augsburg von den Profis bedingungslosen Einsatz. „Es geht um das Überleben dieses Vereins, es geht um alle Mitarbeiter. Und dessen müssen sich die Spieler bewusst sein“, sagte der HSV-Manager.
Prinzen setzt beim 1. FC Nürnberg (26) auf das Wir-Gefühl. „Ich habe das Gefühl, dass sich jeder der Situation bewusst ist und vielleicht ein bisschen Trotz entwickelt“, meinte der Coach vor dem Spiel beim FSV Mainz. Die Braunschweiger (25) wollen in der Abgeschiedenheit am Ruppiner See den Teamgeist stärken. „Grundsätzlich wird es keine großen Veränderungen geben. Der Unterschied ist einfach, dass wir sehr viel Zeit gemeinsam verbringen werden“, sagte Trainer Torsten Lieberknecht. Auch die Niedersachsen stehen bei Hertha BSC vor einer schwierigen Auswärtsaufgabe.
Im oberen Tabellendrittel geht das Gerangel um die lukrativen Europapokalplätze in die Endphase. Dabei stehen sich vier der besten sechs Teams in direkten Duellen gegenüber. Bayer Leverkusen hofft gegen Borussia Dortmund auf den dritten Sieg in Serie unter dem Aushilfscoach Sascha Lewandowski und könnte im Idealfall sogar noch Platz drei angreifen. „Wir haben die Europa League geschafft, jetzt wollen wir mehr“, sagte Lewandowski. Obwohl der BVB die Champions-League-Teilnahme bereits gesichert hat, fordert Klopp nicht nachzulassen: „Wir haben nicht das Gefühl, dass schon etwas vorbei wäre. Es gibt noch neun Punkte zu holen.“
Für Borussia Mönchengladbach geht es beim Tabellendritten FC Schalke darum, den internationalen Startplatz zu sichern. „Dort müssen wir wieder als Einheit auftreten“, meinte Gladbachs Innenverteidiger Alvaro Dominguez nach der 2:4-Niederlage beim SC Freiburg.
Das Heimspiel gegen Werder Bremen ist für Meister Bayern nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Champions-League-Rückspiel gegen Real Madrid. Trainer Pep Guardiola wird sicherlich den ein oder anderen Personalwechsel vornehmen. Die Gäste versprechen den Bayern auf jeden Fall einen heißen Tanz. „Wir wollen die Saison volle Kanne zu Ende spielen“, sagte Manager Thomas Eichin.